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Der Palliativ-Patient fuhr in einem der Trucks mit.

© Sven Darmer/Davids

Update

Trucks für Hartmut: Todkranker Berliner bekommt Herzenswunsch erfüllt

Ein letztes Mal die großen Trucks sehen. Die Trucker-Szene machte einem Berliner Palliativ-Patienten ein Geschenk, das von Herzen kommt.

Auf der Hermannstraße versammeln sich zur Stunde mehr als ein Dutzend Truckfahrer und erfüllen einen Herzenswunsch. Sie setzen ein Zeichen der Unterstützung für den im Neuköllner Ricam-Hospiz stationierten todkranken Hartmut, dessen letzter Wunsch es war, die Lastwagen noch einmal zu sehen.

Ursprünglich war geplant, dass die Trucks im Korso am Hospiz in der Delbrückstraße, einer Seitenstraße der Hermannstraße, vorbeifahren. Doch weil die Polizei in den vielen Trucks eine Verkehrsbehinderung sah und die Straße wegen einer Baustelle zu eng war, konnte die Aktion nicht wie geplant ablaufen. Hartmut fuhr stattdessen als Beifahrer in einem US-Truck zur Buschkrugallee, wo die übrigen 17 Wagen auf ihn warteten.

Die Aktion initiiert hatte Sabine Erfman, die Freundin des Kranken. „Hallo an die lieben Trucker, die sich hier vielleicht rumtummeln“, schrieb sie am Sonntagnachmittag in die Facebook-Gruppe „Nett-Werk Berlin“. Ihr Freund Hartmut habe nur noch wenige Tage zu leben.

„Sein größter letzter Wunsch wäre es, wenn er nochmal einen Truck sehen könnte, der ordentlich beleuchtet ist. Vielleicht hat ja einer von euch Zeit und Lust, ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Das wäre super.“ Nicht einmal 24 Stunden später machte sich Fahrlehrer Jens Christian Krüger aus Falkensee auf den Weg nach Neukölln.

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Am Columbiadamm – dem Startpunkt des Zuges – koordinierte der 44-Jährige die zahlreichen Trucks und ihre Fahrer, die extra aus Berlin und Brandenburg angereist waren, um Hartmut seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Krüger hatte den Aufruf von Sabine Erfman am Vortag in der Facebook-Gruppe gesehen und sich dazu entschieden, „die Fäden in die Hand zu nehmen.“

Neben den Trucks beteiligten sich auch mehrere US-Polizeiautos an der Aktion.
Neben den Trucks beteiligten sich auch mehrere US-Polizeiautos an der Aktion.

© Sven Darmer/Davids

„Ich kenne Hartmut zwar nicht, aber solange ich ihm ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, mache ich das gerne“, sagte der 44-Jährige dem Tagesspiegel. So sehen das offenbar auch die vielen Trucker, die für Hartmuts Herzenswunsch angereist sind. „Das liebe ich an der Trucker-Szene. Da ist einer für den anderen da“, schwärmt der Fahrlehrer.

„Sowas gibt es vielleicht alle zehn Jahre einmal“

Sabine Erfman, die Freundin von Hartmut, ist von der spontanen Hilfe und Solidarität überwältigt: „Ich bin den ganzen Tag eigentlich nur am Weinen und gerührt, dass so viele Menschen mitmachen.“

Der Berliner durfte in einem Truck mitfahren.
Der Berliner durfte in einem Truck mitfahren.

© Sven Darmer/Davids

Damit Hartmut die vielen Trucks bestaunen konnte, brachten seine Pfleger aus dem Ricam Hospiz in der Neuköllner Delbrückstraße den Todkranken mit dem Rollstuhl auf den Bürgersteig. Trotz seiner angeschlagenen Gesundheit wirkte der Berliner sichtlich gerührt.

Johannes Schlachter arbeitet seit mehr als 20 Jahren beim Ricam Hospiz, er ist Pflegedienstler in der Sterbebegleitung. Auch ihn berührte es, als er von der Aktion am Montagmorgen erfuhr: „Solche großen Wunscherfüllungen gibt es vielleicht alle zehn Jahre einmal.“

Trucker aus dem Umland zeigen Solidarität

Neben einem US-amerikanischen Truck fuhren auch drei US-Polizeiautos von der „European Police Car Unit“ aus Bernau an, um Hartmut eine Freude zu bereiten.

Marc Schimpf beteiligte sich ebenfalls an der Erfüllung des Herzenswunsches. Der Freiwillige ist mit seinem dreiachsigen Lastwagen aus dem brandenburgischen Stahnsdorf angereist, um an dem Korso teilzunehmen.

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„Heute morgen bin ich zu meinem Chef gegangen und habe ihm den Aufruf vorgelegt, den ich in der Facebook-Gruppe gelesen hatte.“ Schimpf habe seinem Vorgesetzten angeboten, die Spritkosten zu übernehmen, das Okay bekommen und sei dann mit dem Truck nach Neukölln gefahren.

Jaspar Tamme von Ries engagiert sich bei „Mission Teddybär 1.4“ und organisierte den Trucker-Korso für Hartmuts Herzenswunsch gemeinsam mit Sabine Erfman und Jens Christian Krüger. „Für mich kommt dieses Ehrenamt von Herzen, es ist wie eine Bestimmung“, sagte von Ries dem Tagesspiegel. Die Initiative ist vorwiegend in Österreich aktiv und sorgt vor allem bei beeinträchtigten Kindern und ihren Familien mit Trucks für einen schönen Tag.

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