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Berlin: Tschetschenische Parlamentsabgeordnete und Berliner Schaupieler demonstrieren gegen den "Völkermord in Tschetschenien"

"Es geht nicht um den Kampf gegen den Terrorismus. Es geht um Völkermord, um Mord an Kindern, Frauen und Alten.

"Es geht nicht um den Kampf gegen den Terrorismus. Es geht um Völkermord, um Mord an Kindern, Frauen und Alten." Hassan Atajew spricht leise, wie unter Schock. Der tschetschenische Parlamentsabgeordnete hat das von den russischen Streitkräften belagerte und bombardierte Grosny vor 14 Tagen mit einem Auftrag von Präsident Aslan Maschadow heimlich verlassen. Gemeinsam mit dem Abgeordneten Ramsan Goitemirow soll Atajew in der westlichen Welt um Hilfe bitten. Gestern nun traten die beiden Abgesandten im Hebbel-Theater auf.

Berliner Schauspieler von der Initiative "Künstler gegen den Völkermord in Tschetschenien" - darunter Imogen Kogge vom Schaubühnen-Ensemble und Gabriele Heinz vom Deutschen Theater - hatten zu einer Benefiz-Veranstaltung für den Wiederaufbau eines Kinderkrankenhauses in Grosny eingeladen. "Ich begreife nicht, wie sich die deutsche Regierung und die Bevölkerung weitgehend ruhig verhalten angesichts dieses Krieges gegen die Zivilbevölkerung. Im Kosovo haben wir doch auch eingegriffen", sagte Gabriele Heinz gegenüber dem Tagesspiegel. Gemeinsam mit ihren Kollegen las sie aus Augenzeugenberichten des russischen Krieges gegen Tschetschenien von 1995/96, aus Texten zur Geschichte und Kultur der Tschetschenen. Das Kinderkrankenhaus, das 1997 mit Spenden der Künstler-Initiative wiederaufgebaut wurde, ist vor wenigen Wochen bei einem russischen Angriff erneut zerstört worden.

Ekkehard Maaß, Liedermacher, Journalist und Vorsitzender der Deutsch-Kaukasischen Gesellschaft, begleitet die tschetschenischen Abgeordneten bei ihrer Reise durch Europa. In der vorigen Woche war die Delegation in Istanbul bei der OSZE-Konferenz. In Gesprächen mit westlichen Politikern hätten er und seine tschetschenischen Freunde versucht, "das Eis zu brechen, zu vermitteln, dass sie sich nicht für Terroristen, sondern für Menschen, für sympathische Menschen" einsetzen sollen, sagte Maaß.

Der Abgeordnete Atajew sprach auch von Fehlern der Regierung Maschadow, die in Zukunft vermieden werden sollen. Künftig wollten die demokratischen Kräfte Tschetscheniens gemeinsam für die Freiheit kämpfen, solle die Kriminalität wirksamer bekämpft werden und mehr Sicherheit für internationale Hilfsorganisationen gewährleistet werden. In den letzten Jahren waren mehrfach Mitarbeiter von tschetschenischen Banden entführt worden.Die Künstler-Initiative ist unter Telefon 5031 566 zu erreichen. Die Parlamentsabgeordneten nehmen am morgigen Dienstag um 20 Uhr an einer Veranstaltung in der Akademie der Künste im Hanseatenweg 10 (Tiergarten) teil. Thema: "Tschetschenien-Krieg am Ende der Welt?" Der Moskauer ARD-Korrespondenten Thomas Roth moderiert.

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