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Berlin: U-Bahn überfährt Sicherheitsinspektor der BVG 59-Jähriger war auf Kontrollgang im Tunnel, als der Zug ihn erfasste

Tödlicher Unfall bleibt rätselhaft. Drei Linien waren für zwei Stunden gesperrt

50 Meter vor dem Bahnhof Wittenbergplatz ist gestern früh ein BVG-Angestellter von einem Zug getötet worden. Der 59-Jährige war Sicherheitsinspektor und sollte den Tunnel kontrollieren. Das mache den Unfall völlig rätselhaft, hieß es bei der BVG. Werner S. arbeitete seit 25 Jahren bei der BVG und galt als sehr vorsichtig und kompetent. „Wir wissen nicht, was er falsch gemacht hat“, sagte BVG-Vorstand Thomas Necker am Unfallort – und vermutlich werde man es auch nie erfahren, hieß es später.

Während bei Reparaturen nur mindestens zwei Arbeiter den Tunnel betreten dürfen, war das Opfer alleine unterwegs. Dies sei bei Aufsichtspersonen erlaubt und üblich, sagte Necker, die für Unfallverhütung zuständige Berufsgenossenschaft bestätigte dies. Der Verkehr auf dem zentralen U-Bahnhof mit drei Linien war zwei Stunden lang bis 11 Uhr unterbrochen. Fahrgäste aus östlicher Richtung mussten am Gleisdreieck aussteigen und mit dem Bus in die City, aus Westen endeten die Züge an Bahnhof Zoo und Spichernstraße.

Der Unfall geschah um kurz vor 9 Uhr. Der Zugführer aus Pankow bemerkt kurz vor der Einfahrt in die fünfgleisige Station, dass er einen Körper erfasst hatte. Er zieht die Notbremse, aber der Zug fährt noch an den Bahnsteig. Sofort benachrichtigt der Fahrer die Leitstelle, der Strom wird ausgeschaltet, Mitarbeiter laufen in den Tunnel und finden den Kontrolleur, der lebensgefährlich verletzt neben den Gleisen liegt. Der herbeigerufene Notarzt kämpft noch eine halbe Stunde um das Leben des Mannes – vergeblich. Wenig später fährt der grüne Transporter der Gerichtsmedizin vor: Eine Obduktion soll klären, ob es medizinische Gründe für den Unfall gab, wie zum Beispiel einen Herzinfarkt. Bis dahin bleibt der BVG nur, „Augenblicksversagen“ oder „unglückliches Stolpern“ als hilflosen Erklärungsversuch zu nennen.

Werner S. hatte als „Technischer Sachbearbeiter“ die Aufgabe, die Sicherheit im Tunnel zu prüfen und zu fotografieren – und zwar für die BVG und die für Unfallverhütung zuständige Berufsgenossenschaft. S. trug wie vorgeschrieben eine Leuchtweste, die Leitstelle war informiert, sagte eine BVG-Sprecherin.

Bei der Berufsgenossenschaft Bahnen hieß es, dass die Zahl solcher Unfälle immer weiter abnehme. „Eine Glühbirne wird eben nicht zwischen zwei Zügen ausgetauscht“, sagte Ingo Fröhlich von der Berufsgenossenschaft. Der letzte tödliche Unfall bei der BVG liegt zwei Jahre zurück (siehe Kasten). Der Angestellte einer Fremdfirma hatte nach BVG-Angaben massiv gegen die Sicherheitsvorschriften verstoßen.

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