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Von oben herab. Aus der Baugrube ist das Rathaus – noch – zu sehen. Der Bahnhof, um dessen Name man sich so vortrefflich streiten kann, liegt am Ende der Grube.

© Kitty Kleist-Heinrich

U-Bahnhof für die Linie U 5: Nächster Halt: Rotes Rathaus

Wie heißt der Amtssitz des Regierenden? Darüber streitet Berlin seit Langem. Für den neuen U-Bahnhof ist die Entscheidung gefallen.

Das Rote Rathaus wird wieder zum Roten Rathaus. Der U-Bahnhof für die Linie U 5 vor dem ehrwürdigen Gebäude, der 2020 eröffnet werden soll, wird jetzt doch Rotes Rathaus heißen. Bisher wurde er in der Planung als Berliner Rathaus bezeichnet. Der Namenswechsel soll offiziell mit dem Fahrplanwechsel im Dezember erfolgen – obwohl die ersten Züge frühestens 2020 halten werden.

Berliner oder Rotes Rathaus: Die Begriffe wirbeln durcheinander, seit der Bau 1869 eröffnet worden war. Schnell hatte sich damals der Begriff Rotes Rathaus eingebürgert. Es war der dunkelrote Backstein, der zu dem Namen führte. An rote Politik, die später in diesem Rathaus gemacht werden sollte, war damals unter König Wilhelm I. nicht zu denken.

Anders als viele Bezeichnungen, die Berliner angeblich ihren Bauten geben, wie Langer Lulatsch für den Funkturm, Telespargel für den Fernsehturm oder Waschmaschine für das Kanzleramt, hat sich der Begriff „Rotes Rathaus“ aber damals durchgesetzt.

Bis die Wende kam. Der damalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) zog im Oktober 1991 zwar noch ins Rote Rathaus ein, aus dem die Sozialisten der SED vorher ausziehen mussten, aber nach und nach versuchte die Senatskanzlei, aus dem Roten Rathaus, in dem nun die Schwarzen regierten, ein Berliner Rathaus zu machen.

Bis heute nennt aber die Internetseite berlin.de, immerhin das offizielle Hauptstadtportal, den Prachtbau Rotes Rathaus, während die Touristenwerber von Visit Berlin auf ihrer Seite der Sehenswürdigkeiten beide Begriffe einträchtig nebeneinander verwenden. Auch Buchautoren waren sich nicht einig. Ingrid Bartmann-Kompa nannte ihre Geschichte des Hauses 1991 „Das Berliner Rathaus“, und Wolfgang Dolgner schrieb 2009 über das „Rote Rathaus.“ Salomonisch war der Tagesspiegel, der 1994 das „Berliner Rote Rathaus“ daraus gemacht hatte.

Politische Anspielung sei es nicht

Zumindest für den U-Bahnhof sollte es jetzt eine endgültige Bezeichnung geben. Wer in der Planungsphase den Namen Berliner Rathaus eingebracht hatte, ließ sich nicht feststellen. Es gab aber weiter immer Stimmen, die das Rote Rathaus haben wollten. Und sie haben sich jetzt durchgesetzt, natürlich rein zufällig in der Zeit, in der wieder ein Roter aus dem Rathaus heraus regiert.

Eine politische Anspielung sei der Namenswechsel nicht, sagte Staatssekretär Christian Gaebler aus der Senatsverkehrsverwaltung dem Tagesspiegel. Man habe nur das Hin und Her beenden wollen. Dass zum Richtfest des Bahnhofs am 7. September zum U-Bahnhof Am Roten Rathaus eingeladen werde, sei ein Versehen, heißt es bei der BVG.

Und dem Pensionär Diepgen ist es inzwischen egal. Er bevorzuge zwar den Begriff Berliner Rathaus, habe aber überhaupt nichts dagegen, wenn der U-Bahnhof nach dem Roten Rathaus benannt werde, sagte er. Für Touristen wäre es aber sicher einfacher, wenn sie am Berliner Rathaus ein- und aussteigen würden.

So spart die BVG auch noch eine Menge Geld

Grundsätzlich sollen die Namen der Haltestellen die Orientierung für die Fahrgäste erleichtern. Deshalb hatte sich die BVG auch lange gegen den Wunsch der Freien Universität und des Bezirks Steglitz-Zehlendorf gewehrt, den U-Bahnhof Thielplatz an der U 3 in Freie Universität umzubenennen. Schließlich gebe es mit den Stationen Dahlem-Dorf, Thielplatz und Oskar-Helene-Heim gleich drei Bahnhöfe, von denen aus Einrichtungen der FU zu erreichen sind.

Trotzdem hat die BVG nachgegeben; auch auf sanften Druck aus der Senatsverkehrsverwaltung. Und inzwischen hat man auch einen Kompromiss gefunden. Der Bahnhof wird Freie Universität heißen – und den Zusatz Thielplatz erhalten.

So spart die BVG auch noch eine Menge Geld. Bei einer Namensänderung müssen auch die Bezeichnungen in der Software des Unternehmens, unter anderem für die Stellwerkstechnik, umgestellt werden. Das kann mehrere hunderttausend Euro kosten. Der Zusatz Thielplatz führt dazu, dass die BVG auf dieses kostspielige Ändern intern verzichten kann.

Nicht umstritten ist dagegen der dritte Namenswechsel im Dezember. Dann wird aus der Station Neue Grottkauer Straße an der U 5 „ Kienberg – Gärten der Welt.“ Diese liegen in der Nachbarschaft, und 2017 findet dort die Internationale Gartenschau (IGA) statt. Unter dem neuen Namen sollen die Besucher einfacher den Weg finden.

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