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Berlin: Überfall auf Leander Haußmann: Den Regisseur zum Speicheltest gebeten

Leander Haußmann wähnte die Täter längst in Sicherheit. Im vergangenen Juli, als der "Sonnenallee"-Regisseur nachts in Prenzlauer Berg von fünf Jugendlichen überfallen worden war, konnte er nicht an Aufklärung glauben.

Leander Haußmann wähnte die Täter längst in Sicherheit. Im vergangenen Juli, als der "Sonnenallee"-Regisseur nachts in Prenzlauer Berg von fünf Jugendlichen überfallen worden war, konnte er nicht an Aufklärung glauben. Doch allmählich scheint sich um einen der Schläger das Netz der Ermittlungen fester zu ziehen: Mit einer DNA-Analyse will die Polizei jetzt einen 20-jährigen Mann aus Prenzlauer Berg überführen.

Haußmann hatte in der Nacht zum 24. Juli seinen Mischlingspudel "Kalle" ausgeführt, als er in der Greifenhagener Straße von fünf jungen Männern angegriffen wurde. Sie fühlten sich offenbar von dem unangeleinten, bellenden Hund provoziert. Der Regisseur steckte Schläge und Tritte ein, dann wurde ihm eine Bierflasche auf dem Kopf zerschlagen. Als der 41-Jährige zu Boden ging, begannen für ihn bange Minuten. "Ich sah nichts mehr. Ich dachte, ich wäre erblindet." Haußmann erlitt mehrere Prellungen, Schnittwunden im Gesicht und eine Gehirnerschütterung. Einen Monat lang befand er sich in ärztlicher Behandlung.

Die jugendlichen Täter konnten sich samt Haußmanns "Communicator" - einem Minicomputer - aus dem Staub machen. Haußmann sagte nach der Attacke, dass die Angreifer zwischen 17 und 19 Jahren gewesen seien. "Die sahen überhaupt nicht gefährlich aus, wie amerikanische Collegeboys: Jeans, Turnschuhe, Sweatshirts..." Da die Polizei in Tatortnähe eine herrenlose Tasche mit Farbdosen an der S-Bahn-Station gefunden hatte, gingen die Ermittler zunächst davon aus, dass es sich bei den flüchtigen Tätern um eine Gruppe Sprayer handelte.

Auf die Fährte des 20-Jährigen führte die Polizei ein Zeuge. Er hatte beobachtet, wie einer der Flüchtenden nach dem Überfall eine Plastiktüte wegwarf. Auf der Tüte fanden die Ermittler die Fingerabdrücke des 20-Jährigen, für die Polizei kein Unbekannter: "Er ist schon öfters durch Gewalttätigkeiten aufgefallen", sagt Justizsprecher Sascha Daue. Er zählte beispielsweise zu den Rädelsführern bei einem Überfall auf den Jugendclub "K-Ost" in Marzahn am 21. Oktober vergangenen Jahres. Damals waren etwa 15 mit Baseballschlägern und Holzlatten bewaffnete Jugendliche in den Club gestürmt, hatten das Inventar zerschlagen und 13 Männer zum Teil schwer verletzt. Der 20-Jährige ist im vergangenen Mai deshalb zu zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden, kam aber in den Genuss des Jugendschutzes: Er muss seine Strafe nicht antreten - solange er sich nichts Weiteres zu Schulden kommen lässt.

Die Plastiktüte mit seinen Fingerabdrücken könnte ihn also teuer zu stehen kommen. Zum Fall Haußmann wurde der 20-Jährige im August zum ersten Mal vernommen - überführen konnte man ihn bislang nicht. In der Wohnung des Verdächtigen hatte im August auch eine blutbefleckte Jeans das Misstrauen der Polizei geweckt. Jetzt bat sie den Theater- und Filmregisseur für einen DNA-Analyse um eine Speichelprobe. Der Fall liegt ziemlich klar: Ist es das Blut des Regisseurs, das vor Wochen auf die Hose tropfte, gilt der 20-Jährige als überführt. Ist es das nicht, haben es die Ermittler schwerer als zuvor.

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