zum Hauptinhalt

Berlin: Überfall: Pöbeleien gehören zum Alltag

Prellungen, Blutergüsse und eine ziemliche Wut im Bauch - diese Schicht wird Iles B. wohl nicht vergessen.

Prellungen, Blutergüsse und eine ziemliche Wut im Bauch - diese Schicht wird Iles B. wohl nicht vergessen. Am Dienstagnachmittag war der Busfahrer der BVG auf der Linie 245 in Mitte von drei Jungen im Alter von 15 und 16 Jahren zusammengeschlagen worden. Iles B. hatte - wie berichtet - die Jugendlichen im Oberdeck aufgefordert, die Füße von den Sitzbänken zu nehmen. Doch die Jungen hatten ihn nur ausgelacht. Als er sie daraufhin aufforderte, den Bus zu verlassen, wurden die Jungen gewalttätig. Sie zerrten den Busfahrer auf den Gehweg, schlugen und traten auf ihn ein und rannten schließlich mit seinem Handy und Portemonnaie davon.

Pöbeleien und aggressives Verhalten von jugendlichen - und fast immer männlichen - Fahrgästen kennt beinahe jeder Busfahrer. Auf Begegnungen mit jungen Hitzköpfen, die besonders in Gruppen zu streitlustigem Temperament neigen, reagieren die meisten Fahrer wie Horst Weise. Der 51-jährige altgediente Busfahrer sagt: "In solchen Situationen hilft nur eins: rechts ranfahren und rausschmeißen."

Oft ist das allerdings leichter gesagt als getan. Nicht nur Iles B. hat diese Erfahrung mit Schmerzen machen müsssen. Gerald Möllerfeld sitzt seit mehr als 20 Jahren im BVG-Linienverkehr hinterm Steuer. Auch bei ihm pöbelten Jugendliche andere Fahrgäste auf dem Oberdeck an, einer der Jungen urinierte die Treppe herunter. Als Möllerfeld ihn rauswerfen wollte, bezog er Prügel. Zurück blieben eine Beule und eine zerbrochene Brille. Doch am meisten weh tat Möllerfeld, dass ihm keiner der Fahrgäste zur Hilfe gekommen war. "Darauf kann man sich eben nicht verlassen."

Iles B. erging es am Dienstag ähnlich. Fahrgäste hatten sich zunächst bei ihm über die Jugendlichen beschwert, die im Oberdeck ihre Füße auf den Sitzbänken lagerten. Doch als die Situation eskalierte und die drei Jungen den Fahrer gewaltsam aus dem Bus zerrten, war Iles B. allein: Unter den übrigen Fahrgästen rührte niemand einen Finger für den Busfahrer.

"In der Regel schauen Fahrgäste weg, niemand mischt sich mehr ein", sagt Udo Kröske. Vor 14 Tagen wurde der Busfahrer von einem Fahrgast ohne erkennbaren Anlass angepöbelt, geschlagen und mit Bier übergossen. Die Polizei kam und nahm den Mann fest. Über den Grund für die Attacke rätselt Kröske auch jetzt noch. "Die Hemmschwelle zur Gewalt ist so niedrig, dass schon ein Blickkontakt aggressives Verhalten auslösen kann."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false