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Außen Beton, innen Klimaschutz. Geheizt wird mit Sonne, in der Tiefgarage gibt es mehr Parkplätze für Fahrräder als für Autos – die neue Zentrale der Diakonie in Mitte setzt Maßstäbe für ökologisches Bauen und Arbeiten.

© dapd

Umzug nach Berlin: Brot für die Welt kommt jetzt aus Mitte

Diakonie und evangelische Entwicklungsdienste beziehen gemeinsame Zentrale am Nordbahnhof – ein ökologischer Vorbildbau.

Die ersten Lastwagen sind angekommen und laden Kopierer auf den Vorplatz der neuen Zentrale der Diakonie Deutschland und „Brot für die Welt“ am Nordbahnhof. Die beiden Chefs des neuen evangelischen Gemeinschaftswerks, Johannes Stockmeier und Cornelia Füllkrug-Weitzel, posieren mit ihren Dienstfahrrädern und führen dann durch das neue Haus. Stockmeier hat über den Neubau gegenüber der grauen Verwaltungswürfel der Deutschen Bahn Erstaunliches zu berichten: „Wir liegen im Zeitplan.“ Eineinhalb Jahre hat der Neubau gebraucht, und am 17. Oktober soll der Umzug abgeschlossen sein. Und noch überraschender: „Wir sind im Kostenrahmen.“

65,4 Millionen Euro hat das Bürogebäude gekostet. Es erfüllt den „Goldstandard“ der Deutschen Gesellschaft für naturnahes Bauen. Die Steine der Außenfassade des Bürogebäudes im Passivhausstandard kommen von der Eifel – „ohne Kinderarbeit“, wie Füllkrug-Weitzel sagt. Bei jedem im Gebäude verwendeten Material „sind wir unseren eigenen hohen Ansprüchen gefolgt“, berichtet sie. Heizung gibt es keine, dafür eine Solarstromanlage auf dem Dach. Der dort erzeugte Strom wird aber nicht ins öffentliche Netz eingespeist, sondern selbst verbraucht – für die Server der Datenverarbeitung, für die Wärmetauscher und die sogenannte Betonkernaktivierung. Das Verfahren nutzt das Wärmespeichervermögen von Beton. Dafür wurden wasserführende Leitungen in die Wände, Decken und Böden eingezogen, in denen im Winter warmes, im Sommer kaltes Wasser zirkuliert. Der Primärenergiebedarf pro Jahr liegt bei 70 Kilowatt pro Quadratmeter – im Durchschnitt liegen Büroaltbauten bei knapp 280 Kilowatt, konventionelle Bürogebäude bei 260 und Niedrigenergiegebäude bei gut 150 Kilowatt.

Die Büros im 18 700 Quadratmeter umfassenden Bau sind eher bescheiden. Die beiden Präsidenten verfügen über je 20 Quadratmeter, die direkt nebeneinander liegen. Die Mitarbeiter teilen sich den Platz zu zweit. Dafür gibt es Platz zwischen den Büros, zwei Terrassen und eine großzügige Kantine, die auch Externen zur Verfügung stehen soll. Auch der Andachtsraum ist sparsam geplant. Stockmeier scherzte: „Das ist nicht der Petersdom.“ Die Bänke fehlen noch, werden aber nach seiner Auskunft keine Lehnen haben. Und das Kreuz wird etwas ganz Besonderes. „Wir haben alle unsere 2000 ausländischen Partner gebeten, uns ein kleines Stück Holz zu schicken“, berichtet Füllkrug-Weitzel. Daraus wird nun ein Kreuz gezimmert.

550 der insgesamt 640 Beschäftigten ziehen gerade aus Stuttgart und Bonn nach Berlin um – „und freuen sich auf die kurzen Wege“, sagte Füllkrug-Weitzel am Montag. Und die meisten werden wohl mit dem Fahrrad ins Büro fahren. In der Tiefgarage gibt es 150 Fahrradabstellplätze, deutlich mehr als für Autos, und zudem eine Dusche für die sportlichen Fahrer.

Füllkrug-Weitzel und Stockmeier sind überzeugt, dass sie mit ihrem internationalen Sozialwerk gut auf die Anforderungen der Globalisierung eingestellt sind. Füllkrug-Weitzel nennt ein Beispiel, wie sie sich die Zusammenarbeit der beiden Werke künftig vorstellt. Wegen des Klimawandels werde es zu mehr Migration und Flucht kommen, sagt sie. Mit den Entwicklungswerken „Brot für die Welt“ und dem Evangelischen Entwicklungsdienst, die inzwischen fusioniert haben, arbeite man mit den Partnern vor Ort an den Fluchtursachen. Die Diakonie-Katastrophenhilfe kommt zum Einsatz, wenn Starkregen Erdrutsche oder Überschwemmungen auslösen, und wenn die Flüchtlinge es schließlich nach Deutschland geschafft haben, kümmert sich die Diakonie um sie und ihre Rechte. „Da gibt es viele Felder, in denen wir enger zusammenarbeiten werden“, sagt sie.

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