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UNTERM ADLER: UNTERM ADLER

Thorsten Metzner über eine Bombe bei Platzeck und den animalischen Landtag

Sie gehören zum Alltag einer Demokratie – Proteste gegen Politik. Doch die von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) geführte rot-rote Regierung tut sich damit immer noch schwer, selbst im Kleinen. Vor ein paar Tagen lud etwa Greenpeace eine martialisch aussehende schwarze Bombenattrappe mit Slogans gegen geplante Kohlendioxidendlager im Land vor der Staatskanzlei ab. Die Öko-Aktivisten hatten sich – für märkische Verhältnisse geradezu ultrasubversiv – Zugang zum Gelände verschafft. Sie lösten damit hinter den Kulissen hektische Aktivitäten aus und auch Kopfzerbrechen, ob jemand und wer denn ihre obligatorische Resolution nun entgegennimmt. Die Staatskanzlei lehnte es ab, die undankbare Aufgabe fiel am Ende auf Steffen Streu, Sprecher von Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke). Allerdings, damit fingen die Probleme erst an. Greenpeace ließ die „Bombe“, gut 100 Kilogramm schwer, über zwei Meter im Durchmesser, einfach da. Was tun? Wieder Rätselraten. Damit das Ding nicht mehr von der viel befahrenen Hauptstraße sichtbar ist, wurde es zunächst in die Büsche gerollt, und dann, damit es seine brandgefährliche Wirkung nicht noch auf die Bediensteten entfalten kann, extra mit einer Plane überdeckt. Und da liegt sie nun, versteckt, die märkische Bombe, nicht weit von Platzecks Büro.

Brandenburgs Parlament wird ja bald ins Potsdamer Stadtschloss umziehen, das bis 2012 auf dem Alten Markt aufgebaut wird. Dass das jetzige Domizil oben auf dem Brauhausberg über der Stadt frei wird, hat sich offenbar in der Tierwelt bereits herumgesprochen: Jedenfalls werden, wie die Parlamentsverwaltung nicht ohne Sorge registriert, ständig neue Bewohner gesichtet. Die Turmfalken sind schon da, die Marder werden immer mehr, auch die Füchse, die Kaninchen sowieso. Diese Woche nun vergnügte sich just am Morgen der Landtagssitzung ein zwölfköpfiges Rudel Wildschweine unmittelbar vor der Kantine und dem Haupteingang, genau da, wo die Minister vorfahren. Wie man mit der Verwilderung des Landtages umgeht, ist noch nicht entschieden. Droht gar ein Schießbefehl? Es gibt ja einige Abgeordnete, die auch Jäger sind. Der prominenteste ist Dietmar Woidke, SPD-Fraktionschef, der früher Landwirtschaftsminister war – und deshalb qua Amt den Jagdschein machen musste. Allerdings hatte Woidke damals die Prüfung erst im zweiten Anlauf bestanden, weil er zu oft danebenschoss. Egal, mal sehen, vielleicht werden ja bald sogar die ersten Wölfe auf dem Brauhausberg gesichtet.

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