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Der VBKI-Geschäftsführer, Udo Marin.

© Kai-Uwe Heinrich

Berliner Kaufmannsvereinigung distanziert sich: Unternehmer greift Kultursenator wegen Holocaust-Gedenken an

Udo Marin twittert als Geschäftsführer des VBKI, dabei ist er im Ruhestand. Ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag fordert er Distanzierung von Linksextremisten.

Der Holocaustgedenktag bietet nicht nur Raum für würdiges Gedenken, sondern liefert jährlich auch unwürdige Entgleisungen. Am Donnerstag distanzierte sich etwa der Verein der Berliner Kaufleute und Industriellen (VBKI) von Aussagen seines langjährigen Geschäftsführers.

Der Berliner Unternehmer Udo Marin hatte am Mittwochabend auf Twitter erklärt, man solle am Holocaustgedenktag „bitte auch dem Linksextremismus“ entgegentreten.

Er tat das unter einem Tweet, in dem Kultursenator Klaus Lederer (Linke) der Opfer des Nazi-Regimes gedachte und dazu erklärte, man müsse „allen Verschwörungsmythen, jedem Antisemitismus, Rassismus, Faschismus und Rechtsradikalismus entgegentreten.“

Lederer bezeichnete Marins Aussage als „ein wenig relativierend und geschmacklos“. Marin, Unternehmer und 20 Jahre lang Geschäftsführer des VBKI, erklärte, „der Hinweis darauf, dass Massenmord und Menschenverachtung leider kein Privileg der Nazis waren, ist nicht relativierend.“

Auf Tagesspiegel-Anfrage erklärte der VBKI, dass Udo Marin seit Kurzem nicht mehr Geschäftsführer des Unternehmerverbands sei, die Tweets seien Privatsache. Udo Marin hatte sich in dem sozialen Netzwerk noch als „Geschäftsführer VBKI“ bezeichnet. Nach der Tagesspiegel-Anfrage löschte er die Selbstbezeichnung. Er war Ende des Jahres in den Ruhestand gewechselt.
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„Der Tweet spiegelt ausdrücklich keine Position des VKBI wieder“, schrieb ein Sprecher. Udo Marin hätte aber „selbstverständlich in keiner Weise beabsichtigt, die Gräueltaten und Verbrechen der Nazis zu relativieren.“ Marin bedauere es ausdrücklich, mit seiner Formulierung Raum für Fehlinterpretationen zugelassen zu haben, hieß es weiter.

Lederer wies darauf hin, dass er jedes Jahr auch der Opfer des Stalinismus gedenken würde, etwa am Zentralfriedhof in Friedrichsfelde oder an der Gedenkstätte Bernauer Straße. Auf Tagesspiegel-Anfrage wollte er sich nicht weiter zu dem Vorfall äußern. Er hatte am Mittwoch im Namen des Senats an der Kranzniederlegung am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen teilgenommen.

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