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Berlin: Urlaubs-Experten im Anflug

Immer mehr internationale Fremdenverkehrsorganisationen siedeln sich in Berlin an. Wegen der Signalwirkung – und günstiger Mieten

Zahlreiche Länder, die sich auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) präsentieren, haben in Berlin mittlerweile ein Heimspiel. Sie sind mit ihren Fremdenverkehrsorganisationen an die Spree gezogen. Österreich zum Beispiel hat erst im Februar ein so genanntes Kompetenzzentrum in der Klosterstraße in Mitte eröffnet. 18 Mitarbeiter kümmern sich von hier aus um den Tourismusmarkt in Zentraleuropa. Man hoffe mit dem Umzug von Frankfurt am Main in die Hauptstadt „auf eine Signalwirkung“, sagt der Chef der Österreich-Werbung, Arthur Oberascher. Außerdem sei die Miete in Berlin – trotz Top-Lage – „viel günstiger als in Frankfurt“.

Anda Silde, Leiterin des baltischen Fremdenverkehrsamts, pflichtet bei. Die Miete für ihr Büro in der Nähe des Kurfürstendamms sei „auch für baltische Verhältnisse“ niedrig. Zuvor gaben die Balten von Münster aus Auskunft, weil sie dort gratis im „lettischen Zentrum“ unterkamen. „Aber da waren wir weg vom Fenster“, sagt Anda Silde. Der Umzug im Oktober 2003 lag deshalb auf der Hand. „Berlin ist doch die Drehscheibe zwischen Ost und West“, betont die Lettin.

Die Briten tauschten ihr Domizil in Frankfurt am Main im November 2003 mit einer schicken Adresse in Berlin. Visitbritain residiert direkt am Hackeschen Markt und teilt sich den Ort mit dem British Council. „Unsere Botschaft ist ja auch gleich um die Ecke“, freut sich Pressereferentin Brigitte Ringelmann. 25 Mitarbeiter sind für Großbritannien in Berlin tätig. Als sie in der wintergrauen Hauptstadt ihre Koffer auspackten, soll der Katzenjammer groß gewesen sein. Wartet nur, bis der Frühling kommt, haben Kenner die fremdelnden Kollegen getröstet – dann sei Berlin „ganz toll“.

Polen, Tschechien und Ungarn sind aus alter Verbundenheit zum Ostteil der Stadt schon lange hier. Länder wie Argentinien, Bolivien oder Uruguay haben ihre Auskunftsstellen praktisch (und günstig) gleich in ihren jeweiligen Botschaften untergebracht.

Die Spanier eröffneten schon 1992 ein Büro in Berlin neben ihren touristischen Niederlassungen in Frankfurt am Main, Düsseldorf und München. Aber schon vor einigen Jahren wurde Berlin zum Hauptbüro mit zehn Mitarbeitern. Die Italiener unterhalten in Berlin, neben Frankfurt und München, nur eine Zweigstelle. „Die meisten Reiseveranstalter sind in Frankfurt, und die Fachpresse ist auch nicht in Berlin ansässig“, begründet eine Sprecherin die Entscheidung. Auch die Franzosen wollen vorerst aus Frankfurt am Main nicht weg. Dabei, so verrät ein Sprecher, wolle sie der französische Botschafter in Berlin liebend gern in seine Nähe holen. Zunächst zeigt man mit Schauvitrine und vielen Prospekten zum Mitnehmen gleich neben der Botschaft an der Wilhelmstraße Präsenz und veranstaltet mehr Pressekonferenzen und Präsentationen als früher in Berlin.

Auch in der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) in Frankfurt stand nach Angaben einer Sprecherin „ein Umzug nach Berlin schon zur Debatte“. Grund zu zögern für die DZT mit 75 Angestellten ist einerseits der Frankfurter Flughafen als Drehkreuz – „das erleichtert internationalen Kontakte“ – andererseits der „sehr günstige Mietvertrag aus dem Jahre 1948“ für die Frankfurter Räumlichkeiten. Außerdem: „Mit dem Sprinter ist man ja in dreieinhalb Stunden in Berlin.“

Ob zur ITB 2005 noch mehr Fremdenverkehrsorganisationen kurze Wege haben werden, bleibt abzuwarten. Die Österreicher jedenfalls sind sicher, dass sie bald mehr internationale Kollegen begrüßen können: „Es sitzen doch viele in den Startlöchern.“

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