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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Ehefrau Elke Büdenbender hatten am Dienstag ins Schloss Bellevue geladen.

© Jörg Carstensen/dpa

Gartenfest im Schloss Bellevue: Die Kür des Bundespräsidenten

Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender laden Menschen, denen sie auf ihren Reisen begegnet sind, zum Gartenfest.

Das Pflichtprogramm des Bundespräsidenten ist festgeschrieben, die Kür bestimmt er selber. Ihm und seiner Frau Elke Büdenbender geht es vor allem darum, Aufmerksamkeit für den ländlichen Raum und die berufliche Bildung zu generieren. Diese Kür feierten 400 geladene Gäste bei strahlendem Sonnenschein im Rahmen eines morgendlichen Gartenfestes im Schlosspark Bellevue.

Gleichwertige Lebensverhältnisse im ländlichen Raum zu schaffen, wo immerhin mehr als die Hälfte der Deutschen lebten, war ein Ziel der Aufmerksamkeitsoffensive. Außerdem haben die Eheleute Scheinwerfer gerichtet auf die Berufsschulen und ihre Arbeit unter schwierigen Bedingungen: „Darauf muss mehr politische Aufmerksamkeit gerichtet werden“, sagte der Bundespräsident.

Die Kür hat dabei einen durchaus ernsthaften Hintergrund. Der Fachkräftemangel ist inzwischen so dramatisch, dass nach dem jüngsten DIHK-Arbeitsmarktreport fast jedes zweite von 23.000 Unternehmen offene Stellen nicht besetzen kann. Viele suchen ohne Erfolg nach Kandidaten mit dualer Berufsausbildung. Im Bau und in der Industrie ist der Fachkräftemangel besonders stark.

Besonders Elke Büdenbender liegt das Thema sehr am Herzen, ihr Entschluss den gelebten Beruf als Verwaltungsrichterin für fünf Jahre ruhen zu lassen, habe sie auch getroffen, um hier etwas in Bewegung zu bringen, sagte sie in einer Podiumsdiskussion. Viele wurden motiviert auf den Reisen durchs Land und drängten sich nun um den Bundespräsidenten und seine Frau für Erinnerungsfotos.

Bewegung ist möglich

„Erst eine Suppe, dann ein Foto“, pries ein Kellner scherzhaft die herbeigetragenen Snacks beim Empfang an. Die Gäste waren aber auch aufgerufen, einander kennenzulernen und gute Ideen voneinander abzuschauen. Bewegung ist ja möglich. Vielleicht habe die Aufmerksamkeit auch dazu beigetragen, dass Pfleger und Erzieher kein Schulgeld mehr zahlen müssten, sagte der Bundespräsident.

Im Podiumsgespräch wie bei den Tischgesprächen im Präsidentengarten vom Schloss Bellevue ging es auch um die Wahrnehmung der Eltern, die oft nicht erkennen, dass ihr Kind bei entsprechenden Talenten mit einer dualen Berufsausbildung viel glücklicher werden kann als mit einem Studium, das am Ende zu langen Tagen im Büro führt. Dabei macht man sich schmutzige Hände?

Das Handwerk wurde zu lange schlecht geredet

„Die kann man doch waschen“, sagte Melissa Reiher, ehemalige Auszubildende bei BMW in Leipzig, die erzählte, wie sie schon als Kind immer gern mit dem Vater an Autos herumgeschraubt hat. Carola Zarth, die Präsidentin der Handwerkskammer Berlin, beklagte den Niedergang des Werksunterrichts. Elke Büdenbender betonte, welch eine wichtige Rolle die duale Ausbildung auch bei der Integration junger Geflüchteter spiele.

Außerdem sollte es nach ihrer Auffassung auch für Kinder von Akademikern leichter werden, eine Berufsausbildung anzustreben, wenn sie sich dazu berufen fühlen. Da stehen dann oft Erwartungshaltungen der Eltern im Weg. Das Handwerk sei zu lange schlecht geredet worden, sagte Carola Zarth: „Das fällt uns jetzt auf die Füße.“ Unter den vielen alten Bekannten, die der Bundespräsident und seine Frau empfingen waren auch Jugendliche mit Lerneinschränkungen aus Süddeutschland, die mit Hilfe eines Integrationsprojektes jetzt doch Arbeit finden können.

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