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Schadhaft. Viele Busse sind noch in der Werkstatt – das führt zu Verspätungen.

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Berliner Verkehrsbetriebe: BVG verschiebt den Kauf von 200 Doppeldeckern

Vorerst wird es keine Neukäufe von Doppeldeckerbussen in Berlin geben. Der Grund sind Qualitätsmängel bei der jüngsten Buslieferung. Das fahrende Wahrzeichen soll aber nicht von den Straßen verschwinden.

Die BVG wird zumindest vorläufig keine neuen Doppeldecker-Busse bestellen. Das Unternehmen zieht damit die Konsequenz aus den Mängeln an den Fahrzeugen, die MAN zuletzt geliefert hat. 415 Busse sind derzeit im Bestand, weitere 200 sollten hinzukommen. Erst wenn der Hersteller verbindlich zusichern könne, mängelfreie Fahrzeuge liefern zu können, werde die BVG weitere Busse beschaffen, sagte der scheidende BVG-Chef Andreas Sturmowski dem Tagesspiegel. Finanziert war ein Kauf bisher aber ohnehin nicht. Die Doppeldecker, die auch als Wahrzeichen der Stadt durch die Straßen kurven, kosten dem Vernehmen nach rund 330 000 Euro pro Stück.

Bei einem Großteil der zuletzt gelieferten Doppeldecker muss MAN, wie berichtet, die Vorderachsen austauschen. Bei Belastungstests an für Dubai bestimmten Bussen waren an drei Fahrzeugen Risse an den Achsen festgestellt worden. Obwohl diese Busse wegen der aufwendigen Klimaanlage wesentlich schwerer seien als die Berliner Typen, habe sich MAN verpflichtet, die Achsen zu tauschen, lobte Sturmowski den Hersteller.

Beim Tausch gibt es allerdings Staus in den MAN-Werkstätten, sodass weniger Busse eingesetzt werden können als geplant. Ärger machten die neuen Doppeldecker zudem durch Lecks in den Fensterdichtungen, die die Karosserie rosten ließen. Zudem fallen die Klimaanlagen oft aus, was ebenfalls zu längeren Werkstattzeiten führt. Die BVG schickt deshalb weiter 80 alte Fahrzeuge in den Betrieb, die eigentlich schon ausgemustert sein sollten. Im Frühjahr soll das Problem gelöst sein.

Dass Fahrgäste derzeit zum Teil sehr lange auf einen Bus warten müssen, weil Fahrten wegen des Fahrzeugmangels ausfallen, liege aber auch an Managementfehlern, gab Sturmowski zu. Nach dem mehrwöchigen Streik im Frühjahr 2008 sei es nicht gelungen, den „Hochlauf“ in den Werkstätten zu organisieren. Auch die „Warnsignale“ bei der Qualität der Doppeldecker habe man zu spät erkannt. Der Chef des Busbereichs wurde deshalb versetzt, ein Technik-Abteilungsleiter sei entlassen worden, sagte Sturmowski.

Wenn Fahrten ausfallen, weil Fahrzeuge fehlen, zieht die BVG vorwiegend Busse von viel befahrenen Linien ab – wie etwa auf der Linie 200, die zwischen Zoo und der Michelangelostraße in Prenzlauer Berg fährt. Dort steckten die Busse so häufig im Stau, dass der Fahrplan sowieso kaum noch eingehalten werden könne, heißt es in dem Unternehmen. Gestrichene Fahrten fielen dadurch dort am wenigsten auf.

Am Doppeldecker wolle die BVG aber festhalten, sagte Unternehmenssprecherin Petra Reetz. Vor wenigen Jahren wollte sich die BVG unter ihrem damaligen Vorstand von den damals sehr teuren Fahrzeugen noch komplett trennen. Der BVG gelang es aber, den Preis so zu drücken, dass der Große Gelbe nicht teurer ist als ein Gelenkbus. Experten schließen nicht aus, dass auch dieser Preisdruck zu den Qualitätsmängeln führte.

Der Doppeldecker habe viele Vorteile, argumentiert Sturmowski. Er habe mehr Sitzplätze als ein Gelenkbus, brauche weniger Platz auf Abstellanlagen und Straßen und sei wendiger als die längeren Fahrzeuge. Diese Vorteile würden in Zukunft auch andere Städte erkennen. Wenn es gelinge, eine gemeinsame Basis mit anderen Betrieben zu vereinbaren, werde der Doppeldecker preiswert bleiben.

Einen weiteren Fehler wolle man zudem nicht wiederholen, sagte Sturmowski. Die jüngste, neu entwickelte Doppeldeckerserie war gekauft worden, ohne sie in Vorserienfahrzeugen zu erproben. Bei neuen U-Bahnen werde man, wie zuletzt bei der Straßenbahn, vor Beginn der Serienfertigung wieder ausgiebig testen, kündigte Sturmowski an. Die BVG benötigt für die Linien U 1 bis U 4, auf denen schmale Fahrzeuge laufen, bis 2017 insgesamt 104 neue Wagen. Ende des Jahres soll der Aufsichtsrat entscheiden, ob der Kauf erfolgt.

Sturmowski ist dann nicht mehr bei der BVG. Sein Vertrag ist nicht verlängert worden; am nächsten Donnerstag ist der letzte Arbeitstag. Um neue Fahrzeuge muss sich dann seine Nachfolgerin Sigrid Evelyn Nikutta kümmern. Auch um neue Doppeldecker.

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