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Leserdebatte: ''Tegel ist ein interessanter Standort''

In drei Jahren soll der Flughafen Tegel geschlossen werden. Was macht man danach mit dem viereinhalb Quadratkilometer großen Gelände? Wirtschaftssenator Wolf kündigt einen Masterplan für die Industrie an. Welche Vorschläge haben Sie? Diskutieren Sie mit!

Von Sabine Beikler

In drei Jahren soll der Flughafen Tegel geschlossen werden. Was macht man danach mit dem viereinhalb Quadratkilometer großen Gelände? Die CDU schlägt einen solarbetriebenen, ökologischen Industriepark vor, das Architektenbüro gmp eine „Energie-Plus-Stadt“ mit Forschungs- und Gewerbezentren. Auch für Wirtschaftssenator Harald Wolf ist „Tegel ein interessanter Standort für Industrie“, sagte der Linkspolitiker dem Tagesspiegel. Moderne Industrie müsse „energieeffizient sein, das ist sowohl aus Gründen der Ökologie als auch der Wirtschaftlichkeit geboten“.

Mit seinem Vorschlag greift Wolf in die Debatte über die künftige Ausrichtung der Berliner Industriepolitik ein. Denn der Senat will künftig „neben den bisherigen Schwerpunkten Gesundheitswirtschaft, Mobilität, Medien- und Kulturwirtschaft einen weiteren Schwerpunkt auf regenerative Energiewirtschaft setzen“. Bis Ende des Jahres oder Anfang 2010 werde in Berlin ein „Masterplan Industrie“ vorliegen, so Wolf weiter. Dieses Leitbild erarbeitet die Wirtschaftsverwaltung zurzeit gemeinsam mit Unternehmerverbänden, den Kammern und Gewerkschaften.

Lange Zeit vernachlässigte der rot-rote Senat die Industriepolitik. Eine kürzlich vorgestellte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) attestierte Berlin, wie berichtet, eine Beschäftigungslücke von 90 000 Stellen in der Industrie. Um den Anschluss an andere Metropolen nicht zu verlieren, müsse Berlin mehr tun, forderten die Wissenschaftler.

„Wirtschaftliches Wachstum ohne industrielles Wachstum kann nicht nachhaltig sein“, sagte Wolf. Hoffnungen auf große Ansiedlungen von Industrieunternehmen aber sind in Zeiten der Wirtschaftskrise obsolet. „Wer glaubt, dass Berlin seine Strukturschwäche allein oder weitgehend aus der Ansiedlung neuer Unternehmen heraus überwinden kann, der irrt“, sagte Wolf.

Die Stadt müsse „industrierelevante Standortvorteile“ wie zum Beispiel ausreichende Gewerbeflächen besser herausstellen, forderte nicht nur der DGB-Landesvorsitzende Dieter Scholz. Auch der Spandauer Baustadtrat Carsten-Michael Röding (CDU) mahnte mehrfach an, dass es einen Bedarf für zusammenhängende Industrieareale gebe. So sei die Idee gescheitert, im Siemens Technikpark ein Logistikunternehmen anzusiedeln. Der Mindestabstand von 300 Metern zu Wohngebäuden, zwingend für den Lärmschutz, sei oft nicht möglich.

Für die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB) und die Handwerkskammer muss der „Masterplan Industrie“ auch messbare Ziele enthalten. „Zielvorgaben ohne regelmäßige Überprüfung bringen gar nichts“, sagte Stephan Schwarz, Präsident der Handwerkskammer. „Auch die Rahmenbedingungen müssen sich verbessern“, sagte Jens Werthwein vom UVB. Demnächst soll, wie berichtet, ein Unternehmensservice von Berlin Partner und den Bezirken starten, der Bestandsunternehmen schnellere Hilfe bieten soll.

Man habe ein „hohes Potenzial“ an qualifizierten Arbeitskräften und Unternehmen in der Stadt, sagte IHK-Branchenkoordinator Daniel Fiebig. Woran Berlin aber immer noch arbeiten müsse, sei eine „bessere Gestaltung des Marketing“.

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