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U-Bahnlinie 5: Die Mitte wird untergraben

Vor dem Roten Rathaus wird zunächst der Zaun der U5-Baustelle zur Sehenswürdigkeit. 2017 sollen nach bisherigen Plänen die ersten Züge bis zum Hauptbahnhof fahren können. Rund 433 Millionen Euro werden dann verbuddelt sein.

Der Bauzaun vor seinem Amtssitz gefällt dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Nur der erste Anblick hat ihn erschreckt. Als nur blanke Platten zu sehen waren. Doch inzwischen hat die BVG aus der Absperrung ein kleines Kunstwerk gemacht. Wie aus U-Bahn-Fenstern blickt man nun rings um die Baustelle auf Sehenswürdigkeiten der Stadt. Hinter dem Zaun wird für die echte U-Bahn gebaut.

Am Dienstag haben dort offiziell die Vorbereitungsarbeiten für den Bau der U 5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor begonnen. 2017 sollen nach bisherigen Plänen die ersten Züge bis zum Hauptbahnhof fahren können. Rund 433 Millionen Euro werden dann verbuddelt sein. Der für 320 Millionen Euro gebaute Abschnitt vom Brandenburger Tor zum Hauptbahnhof wurde bereits im vergangenen Sommer eröffnet.

Trotz anfänglicher Bedenken habe sich der erste Abschnitt schon bewährt, sagte Wowereit. Große Verkehrsprojekte seien nie unumstritten. Wie bei der U 5. Gegen erheblichen Widerstand war der Bau nach der Wende beschlossen und auch begonnen worden. Dann ließ der Senat die Arbeiten stoppen. Der Weiterbau erfolgte nur auf Druck des Bundes.

Jetzt werden zunächst bis Mitte 2011 die Archäologen auf der künftigen Baustelle nach Resten des alten Berlins suchen. Sensationelle Funde unter den einst dort stehenden Bürgerhäusern erwartet Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) nicht. Ob die Freiflächen gemäß den historischen Grundrissen bebaut werden sollen, ist weiter ungeklärt. Dass um die Zukunft gestritten werde, sei gut, sagte Wowereit. Seiner Ansicht nach sind die riesigen Lücken in der Bebauung des alten Zentrums „nicht förderlich für ein urbanes Leben.“ Eine Entscheidung müsse aber nicht heute getroffen werden. Anders sieht es für ihn beim Wiederaufbau des Stadtschlosses aus, unter dem die U 5 fahren wird. Die historische Fassade müsse von Anfang an mitgebaut werden, forderte Wowereit erneut – und widersprach damit Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU), der nicht ausschloss, dass das Humboldtforum zunächst ohne Barockfassaden entstehen könnte. Um Erschütterungen am künftigen Gebäude zu vermeiden, hat die BVG in ihren Plänen den Abstand zwischen der Grundplatte des Forums und den Tunneln der U-Bahn vergrößert. Die Röhren, bergmännisch vorangetrieben, werden nun mit einem kleineren Durchmesser als zunächst vorgesehen erstellt. Der Abraum wird zum größten Teil durch die fertigen Röhren zur Spree gebracht und per Schiff abtransportiert.

Offene Baugruben gibt es nur vor dem Rathaus und am künftigen Kreuzungsbahnhof mit der U 6 (Alt-Tegel–Alt-Mariendorf) an der Kreuzung Unter den Linden/Friedrichstraße. Dort hat man das Bauverfahren ebenfalls verändert und verzichtet auf das Errichten von bis zu 20 Meter hohen Lärmschutzwänden. Der Baulärm werde den ohnehin vorhandenen Krach der Straßen kaum erhöhen, sagte BVG-Projektleiter Carsten Liebich. Um einen neuen Bahnhof an der U 6 über der U 5 bauen zu können, wird die U 6 wie auch der südliche Abschnitt der Friedrichstraße voraussichtlich von April 2012 an für ein Jahr unterbrochen. Der Fahrgastverband Igeb fordert, dass es dann im Schienennetz der Stadt zeitgleich keine Großbaustellen geben soll. Das Planänderungsverfahren, in dem auch die Entschädigungen geregelt werden sollen, läuft noch. Verzögerungen für den Bauablauf erwartet BVG-Chef Andreas Sturmowski aber nicht. Klaus Kurpjuweit


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