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© picture alliance / dpa

Verkehrskontrolle: Berliner Polizei plant Blitzer-Marathon gegen Raser

Runter vom Gas, rauf auf die Bremse – und zwar bundesweit: In der nächsten Woche ist auch die Berliner Polizei im Großeinsatz gegen Raser - 24 Stunden lang.

Am kommenden Donnerstag um 6 Uhr früh startet der nächste Berliner Marathon – veranstaltet dieses Mal von der Polizei.  250 Radarkontrollen sollen 24 Stunden lang Raser erwischen. Zudem sind alle 21 zivilen Videofahrzeuge auf Hauptstraßen und Autobahnen im Einsatz. Berlin macht mit beim ersten bundesweiten 24-Stunden-Blitzmarathon. In ganz Deutschland werden knapp 15 000 Polizisten an 8600 Kontrollstellen im Einsatz sein. Alle 250 Berliner Standorte hat das Präsidium im Internet veröffentlicht.

„Keine Toleranz den Rasern“, heißt es in einer Mitteilung der Berliner Polizei. Und, noch drastischer: „Wer rast, tötet.“ Noch nie hat es eine solche Kontrolldichte gegeben, noch nie ist Berlin verbal so offensiv gegen Raser vorgegangen. 2012 war die Zahl der Unfälle, die durch überhöhte Geschwindigkeit verursacht wurden, um 15 Prozent auf 3480 gestiegen. Bei keiner anderen Unfallursache hat es eine derartige Steigerung gegeben. Während bei einem Aufprall mit Tempo 50 etwa 60 Prozent der Fußgänger überleben, sind es bei Tempo 70 nur noch etwa 5 Prozent. Schon 20 Kilometer pro Stunde mehr entscheiden also oft über Leben und Tod, heißt es in der Ankündigung: „Deshalb sind Verkehrsregeln nicht verhandelbar.“ In Deutschland ist zu hohes Tempo die häufigste Ursache für tödliche Verkehrsunfälle. Von 3600 Verkehrstoten im vergangenen Jahr starb mehr als jeder Dritte durch Geschwindigkeitsüberschreitungen.

Auch Brandenburg blitzt am Donnerstag an 400 Messstellen. Im Flächenland starben im vergangenen Jahr 52 der 166 Verkehrstoten durch Raserei, viele von ihnen am Baum. „Wir wollen alle Verkehrsteilnehmer dafür sensibilisieren, dass Raserei nicht akzeptabel und schon gar kein Kavaliersdelikt ist“, begründete Brandenburgs Polizeipräsident Arne Feuring die Teilnahme an der bundesweiten Aktion. Am Dienstag sollen die Standorte der Brandenburger Kontrollstellen im Internet veröffentlicht werden.

Erfunden wurde die Aktion in Nordrhein-Westfalen, 2011 war dort Premiere. Damals hatte sich die damalige Berliner Behördenleitung noch skeptisch gezeigt und eine ähnliche Aktion ausgeschlossen. 2012 machten dann bereits Niedersachsen und die Niederlande mit, und anschließend warb Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger für seine Aktion: „Der Blitz-Marathon ist ein vorbildliches Modell und absolut bundesligareif.“

Zu der Aktion gehört neben der massiven Überwachung eine intensive Kommunikation über die tödlichen Folgen von Raserei. Um sich nicht dem – gerne in Boulevardzeitungen erhobenen – Vorwurf der „Abzocke“ auszusetzen, werden alle stationären Kontrollstellen veröffentlicht. „Es geht ausschließlich um Sicherheit“, heißt es bei der Brandenburger Verkehrspolizei. Auch in Berlin soll an Unfallschwerpunkten und vor Kindergärten kontrolliert werden. Zudem hat die Polizei nach eigenen Angaben Hinweise von Bürgern auf beliebte „Rennstrecken“ berücksichtigt. Deshalb werden die Radar- und Lasergeräte auch auf dem sogenannten Generalszug aufgebaut, der breiten Ost-West-Verbindung von Schöneberg nach Kreuzberg. Es wird natürlich auch an der Kleiststraße kontrolliert, hier hatte es 2004 einen der grausigsten Unfälle gegeben: Ein 20-Jähriger war mit etwa Tempo 90 an der Ecke Urania auf die Mittelinsel geschleudert und hatte zwei Touristinnen getötet. Anschließend hatte die SPD schärfere Kontrollen gefordert, die Polizei hatte dagegen argumentiert, dass Kleist- und Bülowstraße keine Unfallschwerpunkte seien.

Beim Großteil der Einsätze am Donnerstag und in der Nacht zu Freitag sollen die Schnellfahrer sofort angehalten werden, damit die Beamten sie aufklären und für die Gefahren der Raserei sensibilisieren können.

Laden Sie hier die Liste aller Orte herunter, an denen die Berliner Polizei kontrolliert.

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