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Verwaltungskrise in Berlin: „Behörden müssen mehr wie Unternehmen handeln“

Berlins Verwaltung befindet sich in einem erbärmlichen Zustand: Der ehemalige Lageso-Chef Sebastian Muschter erklärt, was sich ändern muss.

Herr Muschter, Sie leiteten 2016 ein Jahr lang das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Was sind Ihrer Erfahrung nach die größten Probleme in Berliner Behörden?

Man nimmt sich nicht als gestaltend wahr. Das eine ist, das Tagesgeschäft exzellent zu erbringen. Und dabei keine Fehler zu machen. Gleichzeitig muss man aber in einer dynamischen Stadt wie Berlin auch als Behörde sein eigenes Geschäft kontinuierlich in Frage stellen und Veränderungsprozesse angehen. Das war im Lageso ein großes Thema. Entwicklungen wie steigende Flüchtlingszahlen, die wachsende Stadt, sanierungsbedürftige Schulen zeichneten sich am Horizont ab, und man hätte diese aufgreifen müssen. Doch es fehlt ein vorausschauendes, detailliertes Planen. Da darf man nicht warten, bis Menschen in Warteschlangen vor der Behörde stehen.

Sebastian Muschter hat elf Jahre für McKinsey gearbeitet. 2016 übernahm er die Leitung des Lageso, gab den Job aber nach einem Jahr wieder ab.
Sebastian Muschter hat elf Jahre für McKinsey gearbeitet. 2016 übernahm er die Leitung des Lageso, gab den Job aber nach einem Jahr wieder ab.

© promo

In Ihrem Buch heißt es, Behörden seien auch nur Unternehmen. Wie meinen Sie das?

Mir geht es darum, dass ich Behördenleiter ermutigen möchte, mehr wie Unternehmensleiter zu agieren. Mir ist eine große Behörde anvertraut worden mit über 1000 Mitarbeiter, auch anderen Berliner Behörden sind sehr groß. Unternehmen erarbeiten vorausschauende Strategien und nutzen diese auch, um ihren Mitarbeitern das Gefühl zu geben, Teil des Wandels zu sein. Und was in einem Großunternehmen wie der Deutsche Post oder der Telekom etwas in Bewegung bringt, das wird in der Behörde auch funktionieren.

Wo müssen die Chefs umdenken?

Sie sollen sich als eigenständige, unternehmerisch agierende Führungspersönlichkeiten wahrnehmen. Die Spielräume, auch die rechtlichen, sind viel größer, als viele denken. Sehr viele schauen auf die politische Ebene, auf Ministerien, auf die Senatsverwaltung, und sagen: Dort wird meine Strategie gemacht. Sie schaffen gesetzliche Grundlagen und ich entwickle mich dahin. Das stimmt natürlich nur zu einem sehr kleinen Teil. Es gibt sehr viele Fragen, die in Gesetzesparagraphen nicht stehen, zum Beispiel welche Standorte eine Behörde haben soll oder welche Mitarbeiter mit welcher Qualifikation ich brauche.

Dieser Artikel erschien in der wöchentlichen Sonderseite "Berliner Wirtschaft". Folgen Sie uns auf Twitter für Updates: @BRLNRwirtschaft

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