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Berlin: Viele OP-Säle stehen leer

Tränen bei Patienten, deren Eingriff abgesagt wurde Streik des Pflegepersonals der Charité geht weiter

Auch am heutigen Donnerstag will das Pflegepersonal an den drei Standorten der Charité seinen Streik fortsetzen. Wie schon in den vergangenen Tagen wollen 250 Schwestern und Pfleger in den Operationssälen in Mitte, Wedding und Steglitz die Arbeit niederlegen, teilte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit. In den letzten Tagen blieb jeder zweite Operationssaal unbesetzt, zahlreiche Eingriffe mussten verschoben werden. Im Universitätsklinikum Benjamin Franklin in Steglitz, in dem gestern zum ersten Mal gestreikt wurde, brachenWartende in Tränen aus. Enttäuscht waren insbesondere Patienten, die seit Monaten auf ihren Operationstermin gewartet haben und nun wegen des Streiks nicht behandelt wurden.

Die Notfallversorgung sei an allen drei Standorten gesichert, betonte Verdi dagegen. „Die Aufgeregtheit, die zu Beginn des Streiks herrschte, hat sich gelegt. Die Notdienste funktionieren gut“, sagte Gewerkschaftssekretär Werner Koop. Eine Notdienstvereinbarung zwischen Verdi und der Klinikleitung legt fest, in welchen Fällen es sich um einen Notfall handelt und wann Operationen verschoben werden können. Alle Bereiche seien ausreichend mit Personal bestückt, um Notfälle versorgen zu können, hieß es auch von der Klinikleitung. „Auf unserem Patiententelefon gab es bisher keine Beschwerdeanrufe“, sagte Charité-Sprecherin Kerstin Endele.

Während sich auch am Standort in Mitte Patienten nach verschobenen Behandlungsterminen erkundigten, zeigten dennoch viele von ihnen Verständnis für die Streikenden. „Die Schwestern sind gut genug, um uns den Hintern abzuwischen, aber wenn es um ihre Bezahlung geht, werden sie im Stich gelassen“, sagte die 76-jährige Doris Linke gestern vor dem Haupteingang der Charité in Mitte. Auch Hartmut Rieland machte den Streikenden keine Vorwürfe. Der 53-Jährige ist extra aus Teltow gekommen, um sich am Kniegelenk operieren lassen. Die Operation muss nun verschoben werden.

Die Charité bittet Patienten am Tag vor dem Behandlungstermin um telefonische Nachfrage. Dann könne man darüber Auskunft geben, welche Bereiche vom Streik betroffen sind. Zwischen 8 und 18 Uhr kann man sich unter der Rufnummer 450550500 über streikbedingte Einschränkungen informieren. Kostenübernahmen der Krankenkassen verfallen bei einer Terminverschiebung in den meisten Fällen nicht.

Bei den Berliner Krankenkassen gingen bis gestern keine Beschwerden von Patienten ein. Auch aus dem Büro der Berliner Patientenbeauftragten hieß es, dass sich bisher niemand beschwert hätte. Mit Spannung wird ein Treffen des Charité-Aufsichtsrats am morgigen Freitag erwartet. Aufsichtsratsvorsitzender und Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linkspartei/PDS) konnte sich am vergangenen Montag mit einem Schlichtungsversuch nicht durchsetzen. Zum Wochenende soll es außerdem Gespräche zwischen Gewerkschaft und Klinikleitung geben.

Verdi fordert unter anderem 4,4 Prozent mehr Lohn. Dies entspricht der Einkommenserhöhung für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, wie sie 2003 für andere Bundesländer vereinbart worden ist. Die Tarifverhandlungen mit dem Krankenhaus begannen 2004 und waren nach 26 Runden gescheitert. Seit 2002 haben die 12 800 nicht-ärztlichen Beschäftigten keine Lohnerhöhungen mehr bekommen.

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