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Berlin: Vier Monate keine S-Bahn im Nord-Süd-Tunnel

Der Ring kommt, der Tunnel geht – am 16. Juni müssen sich S-Bahn-Kunden auf gravierende Änderungen einstellen.

Denn zeitgleich wird mit Betriebsbeginn um 4 Uhr morgens einerseits die Lücke auf dem Nordring zwischen Westhafen und Gesundbrunnen geschlossen, anderseits aber für vier Monate der Nord-Süd-Tunnel gesperrt. Bis 12. Oktober soll im Bahnhof Friedrichstraße der Tunnel-Bahnsteig erneuert werden. In einer ersten Phase der Bauarbeiten bis 18. August enden die Züge aus Richtung Süden an der Yorckstraße, da auch die Gleise im Anhalter Bahnhof erneuert werden. In der zweiten Phase vom 19. August bis 12. Oktober fahren die Züge aus Süden bis zum Potsdamer Platz. Aus Richtung Norden enden die Züge in der gesamten Zeit schon im Nordbahnhof – oder werden auf den Nordring umgeleitet. Dort kann im Bahnhof Wedding direkt in die U-Bahn-Linie 6 umgestiegen werden.

Für die Reisenden mit dem Fahrtziel Mitte bedeutet die Sperrung längere Fahrzeiten, vor allem durch das Umsteigen in die U-Bahn. Bei der BVG hat die S-Bahn einen dichteren Takt (3,5 Minuten) auf der U6 bestellt, die weitgehend parallel zur Nord-Süd-S-Bahn fährt. Am Wochenende wird die U6 nachts durchfahren, zudem verkürzt die BVG ihre Betriebspause – die S-Bahn zahlt für diese zusätzlichen Fahrten. Einen Ersatzverkehr mit Bussen wird es nur in der ersten Phase und nur im südlichen Abschnitt geben: Eine Ringlinie verbindet die Bahnhöfe Yorckstraße, Bülowstraße, Potsdamer Platz und Unter den Linden. Ein vollständiger Schienenersatzverkehr sei nicht sinnvoll, da die Busse nur im Stau stünden, sagte S-Bahn-Betriebsmanager Christian Morgenroth. Der Lückenschluss nach 41 Jahren Sperrung ist Voraussetzung für die Tunnelsanierung.

Bei der ersten Sanierung des Tunnels Anfang der 90er Jahre war der Bahnhof Friedrichstraße ausgespart worden – der Umbau galt als zu kompliziert, die Pläne waren noch geheim. Auch jetzt, 13 Jahre nach dem Fall der Mauer entdecken Bauarbeiter immer wieder neue Überraschungen auf der früheren Grenzstation. In einem zugemauerten Raum wurde zum Beispiel gerade der zentrale Verteilerkasten der DDR-Überwachungskameras entdeckt. Woher der immer noch anliegende Strom kam, konnten die Experten nicht klären, sie schnitten das Kabel ab, dass es funkte. Mit 200 Kameras beobachtete die Stasi früher jeden Winkel des verwinkelten Bahnhofs.

Diese Winkel, die Stasi-Geheimgänge und auch die Intershops auf dem Bahnsteig, werden bei der sechs Millionen Euro teuren Sanierung abgerissen. Die Station solle auch in ihrem unterirdischen Teil so hell und übersichtlich werden wie die 1998 fertiggestellten oberirdischen Teile, kündigte Bahnhofsmanager Wolfgang Borsch an. Täglich steigen bis zu 100 000 Reisende an der Friedrichstraße um. Zudem wird auch der Tunnelbahnsteig für Behinderte erreichbar. Im Verbindungstunnel zur U6 werden die historischen Wandfliesen wieder verwendet, zum Teil sogar in Absprache mit den Denkmalschützern nachgebrannt. Wo keine historischen Elemente mehr vorhanden sind, will die S-Bahn „modern“ bauen. Zudem wird die Station nach den neuesten Erkenntnissen des Brandschutzes ausgebaut – erstmals in Berlin nach der Fast-Katastrophe im U-Bahnhof Deutsche Oper im Juli 2000.

Noch komplizierter wird es für Pendler am 22. Juni – dann wird für zwei Wochen wegen der Bauarbeiten am Lehrter Bahnhof die Stadtbahn gesperrt – „da müssen wir durch“, heißt es dazu bei der S–Bahn. Da Bahnchef Mehdorn für den Neubau der Zentralstation äußerste Priorität befohlen hat, dürfen die S-Bahn–Bauer mit der Stadtbahnsperrung nicht so lange warten, bis der Tunnel am 13. Oktober, 4 Uhr, wieder eröffnet wird.

Fahrplanänderungen im Internet:

www.s-bahn-berlin.de

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