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Berlin: Virtuelle Zauberschule

Was der Berliner Harry-Potter-Fanclub von zwei Mädchen aus Prenzlauer Berg im Internet bietet

Normale „Muggel“ müssen draußen bleiben: Mitglieder des „inoffiziellen Harry-Potter-Fanclubs“ aus Berlin feiern die Buchpremiere diesmal bei einer nicht-öffentlichen Party im Filmpark Babelsberg. Veranstalter sind der Internet-Buchversand Amazon.de, der schon mehr als 100 000 Bestellungen für den fünften Band entgegengenommen hat, und die Post-Logistikfirma DHL. Nur Mitarbeiter und Firmenpartner sind nach Babelsberg eingeladen. Mit dem Fanclub hat Amazon aber schon mehrmals kooperiert. Als vor drei Jahren der vierte Harry-Potter-Roman erschien, richtete man gemeinsam ein stimmungsvolles Fest in der Zitadelle Spandau aus. Außerdem vertreibt Amazon zwei Taschenbücher der Club-Gründerinnen Saskia und Sarah Preissner („Die Zauberschule“ und „Das Zauberinternat“).

Die 17-jährige Saskia und ihre 13-jährige Schwester Sarah wohnen in Prenzlauer Berg. Ihnen geht es darum, die Bücher „erlebbar“ zu machen. Im Internet laden sie seit Januar 2000 zum virtuellen Unterricht an der Zauberschule Hogwarts ein. Wer beitreten möchte, muss zunächst ein kleines Harry-Potter-Quiz machen, in dem zum Beispiel nach der Farbe von Zaubertinte gefragt wird. Danach kann man sich vom „sprechenden Hut“ einem der vier Häuser in der Schule zuordnen lassen. Bisher wurden die Seiten rund 5,6 Millionen Mal aufgerufen, wie eine Zählautomatik verrät.

Rund 140 000 Menschen aus 30 Ländern sind Mitglieder. Sie absolvieren regelmäßig Hausarbeiten und Prüfungen in Fächern wie „Zauberkräuterkunde“ oder „Pflege magischer Geschöpfe“. Es gibt gewählte Vertrauensschüler und eine Redaktion, die den „Tagespropheten“ veröffentlicht. Zum Semesterende wird der Hauspokal verliehen. Zeichnungen aus den Federn von Fans, ein Zaubersprüche-Lexikon und viele weitere Informationen runden das Angebot ab. Im Computerspiel „Snape explodiert“ kann man auf den unsympathischen Zauberlehrer schießen. Alle Seiten liegen auch auf Englisch vor. Teile davon haben engagierte Unterstützer sogar in zehn weitere Sprachen übersetzt.

Die Kosten halten sich laut Saskia „im Taschengeldrahmen“. Ihre technischen Kenntnisse haben sich die Schwestern mit Hilfe von Handbüchern erworben. Die nötigen Computerprogramme bekamen sie von ihren Eltern zu Geburtstagen oder zu Weihnachten geschenkt. Das Angebot des Fanclubs wurde schon bei einem internationalen Webseiten-Wettbewerb für Schüler namens „ThinkQuest“ prämiert und mit dem deutschen „Digiglobe“-Preis ausgezeichnet.

Immer wieder wollen Firmen Werbung auf die Internetseiten bringen, doch das lehnen Saskia und Sarah aus Prinzip ab. Außerdem könnte es dann neuen Ärger mit dem US-Filmstudio Warner Bros. geben, das streng auf seine Markenrechte an Harry Potter achtet. Warner hatte den Fanclub bereits kurz nach der Gründung gezwungen, seine ursprüngliche Netzadresse wieder aufzugeben, weil diese den Namen des Zauberschülers enthielt. So schrumpfte die Adresse auf „hp-fc“.

Bezahlt machen könnte sich die Clubarbeit später einmal bei Bewerbungen um einen Arbeitsplatz. Saskia weiß noch nicht genau, was sie nach der Schule machen will, hält einen Job in der Computer- und Medienbranche aber für gut möglich. Wichtig sei dabei vor allem, dass es „abwechslungsreich“ bleibt.

Harry Potter im Internet:

www.hp-fc.de (Fanclub)

www.harrypotter.de (offizielle Filmseite)

www.carlsen-harrypotter.de (offizielle Seiten des Carlsen-Verlags)

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