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Volksbegehren: Vereint gegen Reli

Ethik als Pflichtfach für alle - so ist der Plan der rot-roten Koalition. Die Initiative Pro Reli will dies mit einem Volksbegehren verhindern und fordert, dass Schüler Ethik zugunsten von Religion abwählen können. Dagegen hat sich jetzt die Initiative Pro Ethik gegründet.

Als Antwort auf das Volksbegehren „Pro Reli“ hat sich am Dienstag die „Initiative Pro Ethik“ konstituiert. Ihr Ziel ist es, einen Erfolg des Volksbegehrens zu verhindern, das mit seiner Forderung nach Religion als ordentlichem Schulfach als „rückwärtsgewandt“ abgelehnt wird. Schirmherr von „Pro Ethik“ ist der Präsident des Abgeordnetenhauses, Walter Momper.

Mompers Engagement in der Sache ist nicht neu. Er war bereits Schirmherr des „Forums gemeinsames Wertefach für Berlin“, das sich im Oktober 2005 für das Pflichtfach Ethik ab Klasse 7 eingesetzt hatte. Auch die übrigen Unterstützer sind identisch. Zu ihnen gehören Abgeordnete der SPD, der Linkspartei und der Grünen ebenso wie Vertreter des Humanistischen Verbandes und der GEW.

Die Initiative will aber nicht nur verhindern, dass Schüler Ethik zugunsten von Religion abwählen können – was Pro Reli fordert –, sondern auch dazu beitragen, dass die Rahmenbedingungen des Ethikunterrichts besser werden. Dazu zählt, dass schneller als geplant Weiterbildungsstudiengänge für Ethiklehrer eingerichtet werden, wie der Sprecher des Forums, Gerhard Weil, gestern forderte.

Der Bundesvorsitzende des Fachverbands Ethik, Peter Kriesel, wollte die gestrige Auftaktveranstaltung auch dafür nutzen, um sich gegen allzu enge Kooperationen zwischen Ethik- und Religionslehrern auszusprechen. „Privilegierungen einzelner Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaften sind schulgesetz- und verfassungswidrig“, kritisierte Kriese unter Bezug auf ein entsprechendes juristisches Gutachten. Als Beispiel nannte er die „überproportionale Beteiligung evangelischer Lehrkräfte“.

Wie berichtet, haben sich etliche Schulen auf Wunsch der Eltern entschieden, die zwei Pflichtstunden Ethik und zwei freiwilligen evangelischen Religionsstunden zu drei Stunden zusammenzufassen. Dies bedeutet, dass Ethik- und Religionslehrer jeweils eine Stunde allein geben und dann eine dritte Stunde gemeinsam abhalten, wobei der Ethiklehrer federführend ist. Für die Schüler hat dies den Vorteil, dass sie nicht mit vier, sondern nur mit drei Stunden belastet werden, was im laufenden Schuljahr dazu führte, dass wieder mehr Schüler bereit waren, den freiwilligen Religionsunterricht zu belegen. Kritiker fürchten aber, dass die evangelischen Lehrer durch ihre Präsenz im Ethikunterricht zu viel Einfluss auf die Schüler ausüben.

FU-Professor Michael Bongardt unterstützte die gestrige Auftaktveranstaltung mit einem Plädoyer für das gemeinsame Pflichtfachs Ethik. Es komme darauf an, dass die Schüler verschiedener Konfessionen und Anschauungen gemeinsam ins Gespräch kämen, sagte er. Bongardt wird auch auf Wunsch der Grünen am Donnerstag im Schulausschuss bei einer Anhörung zum Ethikunterricht und zum Volksbegehren „Pro Reli“ auftreten. Die CDU hat den evangelischen Bischof Huber eingeladen.

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