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Berlin: Vom Feuerwerk ins Krankenhaus

Innensenator, Polizei und Feuerwehr warnen mit einer Kampagne vor den Gefahren hochexplosiver Silvesterböller

„Blindgänger“ steht auf dem orange leuchtenden Plakat. Ein Pfeil zeigt auf einen Jugendlichen mit einer Piratenklappe. Er hat sein Auge durch einen Silvesterböller verloren. Dieses Motiv wird wie einige andere auf über 140 000 Plakaten und Broschüren der „Silvester-Kampagne“ zu sehen sein, mit der die Feuerwehr gemeinsam mit der Polizei und Sponsoren ab jetzt an die Öffentlichkeit geht. Gestern haben Innensenator Ehrhart Körting (SPD), Feuerwehr-Chef Albrecht Broemme und Polizeipräsident Dieter Glietsch die Aufklärungskampagne vorgestellt, die zum dritten Mal durchgeführt wird.

Die abschreckenden Bilder auf den Plakaten und in der Broschüre, die in deutscher und türkischer Sprache verteilt wird, sollen vor allem Jugendliche aufrütteln. Die bisherige Aufklärungsarbeit habe sich bewährt, sagte Körting. Waren es zum Jahreswechsel 2004 in der Silvesternacht noch 668 Feuerwehreinsätze, so ist die Zahl im vergangenen Jahr auf 344 Feuerwehreinsätze gesunken. Auch die Zahl der „Verletzungen durch unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern“ ging zurück: Vor zwei Jahren waren es 108 Verletzte, im vergangenen Jahr an Silvester 84. „In der letzten Silvesternacht hatten wir keine Schwerstverletzung wie beispielsweise eine abgesprengte Hand“, sagte Feuerwehr-Chef Broemme. Die Broschüren und Plakate werden von den Präventionsbeauftragten der Polizei in den Schulen verteilt und über den Einzelhandelsverband an die Böller-Verkäufer weitergegeben.

Vor allem vor den „hochexplosiven“ so genannten Polen-Böllern, die ohne Zertifikat der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung warnen Polizei und Feuerwehr. Diese nicht zugelassenen Feuerwerkskörper werden vor allem aus Osteuropa nach Berlin geschmuggelt. Wer die illegalen Böller verkauft, „begeht eine Straftat“, sagte Polizeipräsident Dieter Glietsch. Bis vor der Änderung des Sprengstoffgesetzes im Jahr 2002 wurde das lediglich als Ordnungswidrigkeit geahndet. Durch diese strengeren Auflagen und die scharfen Kontrollen der Gewerbeaußenmitarbeiter sei der Handel mit den illegalen Böllern fast eingedämmt worden. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei vor Silvester in einem Asia-Laden zwei Tonnen illegaler Feuerwerkskörper sichergesellt.

Laut Polizei feuerten besonders Jugendliche in den vergangenen Jahren immer häufiger mit Gas- und Schreckschusswaffen von Balkonen auf Menschen. Dass dies lebensgefährlich sein kann und strafbar ist, versuchten die Polizisten den Jugendlichen in den Schulen zu vermitteln. Im vergangenen Jahr fasste die Polizei 21 Jugendliche unter 18 Jahren, die in der Silvesternacht eine solche Gas- oder Schreckschusswaffe bei sich hatten.

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