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Berlin: Vom Sozialpalast ins Paradies

Die Spreewald-Grundschule bietet ab 2004 ein Ganztagsangebot unter einzigartigen Bedingungen

SCHULE MACHEN: GUTE IDEEN, GROSSE PLÄNE

Manchmal führen auch böse Geschichten von Steuerverschwendung und Fehlplanung zu einem Happy End. Sogar dann, wenn sie sich im Schatten des Sozialpalastes in Schöneberg abspielen. Dies macht zurzeit Erhard Laube vor. Der langjährige Chef der Lehrergewerkschaft GEW und jetzige Leiter der Spreewald-Grundschule hat es geschafft, den Zuschlag für die benachbarte Luxus-Kita mitsamt der malerischen Gartenlandschaft zu bekommen. Jetzt kann die Schule das ganze Gelände in Eigenregie für ihr neues Ganztagskonzept nutzen und den Kindern, die zum Teil aus dem lichtarmen Sozialpalast kommen, eine ideale Umgebung bieten.

Dass auf dem Kitagelände eines Tages hunderte Kinder spielen würden, war nicht abzusehen: Jahrelang stand das Bezirksgebäude mitsamt der darunter liegenden Sporthalle wegen Bau- und Planungsmängeln leer. Millionen von Steuergeldern flossen in das aufwendige Projekt des Architekten Hinrich Baller, bis es endlich nutzbar war.

Jetzt aber ist es nicht nur nutzbar, sondern wunderschön. Und das liegt vor allem an der aufwendigen Gestaltung des gesamten Geländes: Felslandschaften, Hängebrücken, Moosbeete, seltene Bäume und Lavendel umgeben die Kita, die spätestens ab Sommer der Spreewaldschule als Hortbereich dient.

Laube hofft, dass er mit der einzigartigen Anlage und dem ergänzten Betreuungsangebot – je nach Wunsch sogar schon vor 8 und nach 16 Uhr – auch zunehmend deutsche Eltern von der ehemalige Problemschule überzeugen kann. Schon jetzt hat er mit einem anspruchsvollen Theaterkonzept die ersten wohlsituierten Familien vom Winterfeldtplatz und Umgebung anlocken können und verhindert, dass auch sie noch an die Nachbarschulen „mit gutem Ruf“ abwandern. Inzwischen sind in zwei von drei ersten Spreewald-Klassen über die Hälfte der Kinder deutscher Herkunft, sodass Laube hofft, langsam aber sicher das Image der Ghetto-Schule restlos abschütteln zu können.

Schon jetzt fällt auf, dass die Schule gepflegter ist als andere Schulen in sozialen Brennpunkten: Kein Schnipsel Papier liegt herum, selbst die Toiletten sind in tadellosem Zustand und den üppigen Pflanzen wird kein Hälmchen gekrümmt. Schwierige Kinder werden mit Hilfe von Lernverträgen zur Raison gebracht, um rechtzeitig zu verhindern, dass da Sitzenbleiber-Kandidaten heranreifen.

Laube lässt nicht locker. So hat er es auch geschafft, dass in dem ganzen heißen letzten Sommer kaum ein Pflänzchen in „seiner“ Kita einging: In der Hoffnung, das Gebäude übernehmen zu können, hatte Laube dafür gesorgt, dass der Schulhausmeister überall den Rasensprenger draufhielt. Es hat geklappt.

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