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Von Tag zu Tag: Alles in Streifen

Andreas Conrad kann einen Tiger nicht vom anderen unterscheiden.

Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt.“ Eine Weisheit Schillers, dem Wilhelm Tell entnommen, einem Stück, in dem bekanntlich keine Tiger vorkommen, obwohl man das im modernen Regietheater nie ausschließen kann. Aber der Nachbarschaftsstreit, der sich im Zoologischen Garten abgespielt haben muss, hatte ohnehin mehr Shakespearesche als Schillersche Dimensionen, wozu besser Säbelzahntiger gepasst hätten, aber die sind ja leider ausgestorben. Es herrschte Krieg im Tigerkäfig, so war es am Sonnabend in Berliner Boulevard-Blättern zu lesen. Der Zoo habe das Problem kurzerhand durch Abschieben eines Tiger-Trios nach Ungarn gelöst und statt dessen drei Ersatztiger aus dem Tierpark angesiedelt. Das mag so sein, aber welcher Laie ist wirklich in der Lage, den einen Tiger vom anderen zu unterscheiden, von weißen Tigern mal abgesehen? Bleibt er nicht völlig ratlos vor solch einer Streifenkatze und steht vor einem ähnlichen Problem wie beim Zebra? Und überhaupt: Was ist der Zoff im Tigerkäfig gegen das tragische Schicksal von Knut, der einst von seinen Eisbär-Ladys tierisch gemobbt wurde? Gestreift wäre ihm das nicht passiert.

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