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Von Tag zu Tag: Aufmuskeln

Bernd Matthies über die ersten Rauchsignale zum 1. Mai.

Ja, es wird Mai in Berlin, die Sicherheitskräfte sorgen sich wie jedes Jahr, und wie jedes Jahr ist wieder ungewiss, was die Kampfrufe aus den autonomen Schützengräben zu bedeuten haben. Sind es Vorboten einer Großrandale – oder muskeln sich nur wieder ein paar verklemmte Gewaltspießer auf, die ohnehin rechtzeitig saufen gehen?

Immerhin gibt es was Neues. Der Brandanschlag auf die Kreuzberger Firma „Graffiti-Frei“ ist insofern bemerkenswert, als er nicht dem Schweinestaat, gemeinen Kapitalisten und ihren Konzernen gilt, sondern direkt in die Nachbarschaft eingreift und unmittelbar jene bedroht, die sich für ein zumindest oberflächlich bewohnbares Kreuzberg einsetzen. Das kann man durchaus als neue Qualität einstufen.

Und, auch interessant: Es wurde im Internet vorab eine politische Begründung dargereicht, die für jene aufschlussreich sein mag, die zwar nicht selbst herumschmieren, aber doch Graffiti generell für eine kulturelle Bereicherung halten: Die symbolisierten, so heißt es dort hämisch, die Unfähigkeit des Staates, jeden Winkel zu kontrollieren.

Gut, dass er es nicht kann. Aber am 1. Mai in Kreuzberg sollte er es zumindest versuchen. (Seite 10)

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