zum Hauptinhalt
Maskottchen. Dieses Foto zeigt Braunbärin Maxi vor gut einem Monat im Stadtzwinger im Köllnischen Park in Mitte. Dort ist sie in der Nacht zu Freitag gestorben. Foto: dpa

© dpa

Von Tag zu Tag: Der Neue

Bernd Matthies sinniert über Zufälle in der Berliner Bärengeschichte.

Stadtbären! Das klang immer ein wenig rätselhaft – gibt es Landbären? –, also muss es sich um einen Ehrentitel gehandelt haben: verliehen für besondere Verdienste um die langjährige Darstellung des Berliner Wappentiers unter relativ ungünstigen Lebensbedingungen.

Seit Freitag gibt es nun nur noch einen, es ist die Stadtbärin Schnute, ehrwürdige 32 Jahre alt; Maxi, 27, ist tot. Schnutes weiteres Schicksal ist eigentlich schon geklärt, denn Gutachter haben erst kürzlich festgestellt, dass eine Umsiedlung wegen ihres hohen Alters viel zu riskant wäre. Ist sie nun also dazu verurteilt, sich zu Tode zu langweilen? Mit ihrem Tod, so viel ist klar, endet dann auch die Geschichte des Zwingers in Mitte.

Nun sind Bären vor allem in Berlin ja nicht nur Tiere, sondern auch Symbole, und in gewisser Weise stehen Maxi und Schnute, geboren vor der Wende, für die Ost-Berliner Bärengeschichte, ungefähr so, wie die Pandas ein Teil der West-Berliner Historie waren. Rummel gab es hier wie dort, Maxis Name war das Resultat einer Frageaktion unter Kindern, an die sich viele noch erinnern können.

Vermutlich gibt es immer noch zahlreiche eingeborene Berliner, die nur die jeweils eigene Hälfte dieser Geschichte wahrgenommen haben. Und da mag es dann ja hilfreich sein, dass sich, zufällig ebenfalls seit diesem Freitag, Wolodja als Brückenbauer anbietet, der Neue im Tierpark Friedrichsfelde. Maxi ist gegangen, Wolodja ist gekommen, das können wir getrost als Zeichen nehmen.

Oder einfach nur als Impuls, einmal wieder den Tierpark zu besuchen, der im Moment bekanntlich nicht gerade ganz oben auf der Liste der Berliner Attraktionen steht. Das riesige und doch relativ citynahe Gelände kann zu einem international bedeutenden Anziehungspunkt werden, wenn nun rasch die richtigen Entscheidungen getroffen (und auch bezahlt) werden. Auf Wolodjas Schultern ruht nun eine gewisse Verantwortung. Aber auch er kann sich den Ehrentitel „Stadtbär“ verdienen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false