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Von Tag zu Tag: Ethno-Rastplatz

Stephan Wiehler sieht die Autobahn als künftiges Weltkulturerbe

Die Krise ist die Mutter der Kreativität. Jetzt gilt es, aus der Pflicht zum Sparen eine kulturpolitische Kür zu machen. Das Verdienst des Bundesministers Peter Ramsauer (Verkehr und Bau), die Kosten fürs Stadtschloss auf Autobahnkilometer umzurechnen, kann daher nicht hoch genug geschätzt werden. Jede x-beliebige Residenzstadt hat ein Schloss, aber wer hat schon eine Stadtautobahn wie Berlin? In aller Welt gilt das Leben auf der Überholspur als deutsches Kulturgut, die Autobahn als german way of life. Wir sind das Land der Dichter (Drauffahrer) und Lenker.

Der Bund mag seine Barockschlosspläne unter der grünen Wiese in Mitte ruhen lassen. Und der Senat beim Ausbau der A 100 aufs Gaspedal treten und die Dahlemer Sammlungen an der Schnellstraße präsentieren. Ozeanische Segelboote und Indianerpferde in Plexiglasbehausungen an den Leitplanken, ethnologische Themen-Raststätten und die Autobahnbrücken geziert mit Schlossbarock – die Unesco käme kaum umhin, die A 100 zwischen Neukölln und Treptow in den Rang des Weltkulturerbes zu erheben.

Aber daraus wird wohl nichts. Beim Sparen regiert Halbherzigkeit. Der Bauminister will nun doch schon 2013 ein paar Euro zusammenkratzen, um vor der nächsten Wahl zumindest den ersten Spatenstich fürs Schloss bezahlen zu können. Ein Armutszeugnis!

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