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Mit Herz und Schnauze. Edith Hancke war eine Ikone West-Berlins.

©  Klaus Franke/dpa

Von Tag zu Tag: Ja, West-Berlin lebt noch

Mit dem Tod Edith Hanckes ist wieder ein Teil West-Berlin Vergangenheit. Was ist denn noch übrig von dem alten ummauerten Biotop? Auf jeden Fall viele Erinnerungen. Eine Glosse

Im Jahr 1986 war an den Untergang West-Berlins noch nicht zu denken. Die Mauer schien unkaputtbar, die Berlin-Zulage, auch Zitterprämie genannt, ebenso. Das vom Betonwall umzingelte Biotop, so glaubte mancher, war wie für die Ewigkeit gemacht.

Damals lief in der Komödie am Kurfürstendamm „Plaza Suite“ von Neil Simon, mit Harald Juhnke in der Hauptrolle. Vielleicht nicht das Beste, was die West-Berliner Theaterszene zu bieten hatte, aber eines der lustigsten Angebote gewiss. Ganz und gar vergessene Bühnengeschichte, sollte man meinen, aber nein: Demnächst gibt es die Inszenierung als DVD.

Das ist symptomatisch und mag überzeugte West-Berliner trösten, denen mit dem Tod Edith Hanckes in dieser Woche ihr altes Mauerstädtchen ein weiteres Mal gestorben ist. Was bleibt denn noch von den alten Heroen? Pfitze, Hotte, Harald, Hilde – alle tot wie West-Berlin.

Tatsächlich? Oder ist nicht vielmehr in solch einer DVD auch ein Lebensgefühl konserviert? Dessen Grundlage ist mit dem Mauerfall und seinen Folgen nun wirklich abhanden gekommen, aber wirklich tot sind ein Mensch, eine Zeit, ein Lebensgefühl doch erst, wenn sich niemand mehr an sie erinnert.

Totgesagte leben länger

West-Berlin als Erinnerungsort ist inzwischen allgegenwärtig. Sei es in der aktuellen Ausstellung des Stadtmuseums im Ephraim-Palais, in den Jubiläumsfeiern zum 50 Jahre alten Europa-Center, dem aktuellen Film: „B-Movie - Lust & Sound in West-Berlin“ oder in der jüngsten CD von Ex-West-Berliner David Bowie, der in dem Song „Where are we now?“ noch einmal in der Erinnerung die Stätten seiner Jugend durchstreift, vom damaligen Unort Potsdamer Platz bis zum legendären Club Dschungel, den 1980 schon Annette Humpe mit Ideal besang.

Totgesagte leben länger, also: einfach weiter. Der Ku’damm boomt, das sagen doch jetzt viele, auch ist der Breitscheidplatz nicht nur angesagter Treffpunkt der Fans von BVB und Barça. Und wenn erst alle Gerüste der Gedächtniskirche verschwunden sind, sollteauch für pessimistischste West-Berlin-Patrioten die Welt wieder in Ordnung sein.

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