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Berlin: Von Tag zu Tag: Mit Todesverachtung

Möglicherweise war es ein Versuch, die traurigen November-Sonntage mit ein wenig schwarzem Humor zu würzen. Ist nicht der Tod, so mag man bei der Telekom gedacht haben, eine zwar traurige, am Ende aber doch vorüber gehende Erscheinung?

Möglicherweise war es ein Versuch, die traurigen November-Sonntage mit ein wenig schwarzem Humor zu würzen. Ist nicht der Tod, so mag man bei der Telekom gedacht haben, eine zwar traurige, am Ende aber doch vorüber gehende Erscheinung? Es fing damit an, dass ein Leser Anfang November per e-Mail fragte, wie er den Telefonanschluss seines verstorbenen Vaters kündigen könne.

So geht das natürlich nicht, denn da könnte ja jeder kommen. "Bitte haben Sie Verstaendnis dafuer, dass wir bei Kuendigungen die Unterschrift des Vertragspartners benoetigen", kam es aus der Telekom-Zentrale sofort und mit Todesverachtung zurück. Unser Leser antwortete diesmal nicht per e-Mail, sondern mit einem leicht zornig getönten Brief, in dem er den betreffenden Anschluss kündigte und mitteilte, die Unterschrift seines Vaters sei nun leider unwiederbringlich dahin. Beweis: Kopie der Sterbeurkunde.

Das bewog die Telekom-Leute immerhin, eine Kündigungsbestätigung zu schicken, und zwar an die Adresse des toten Vaters; vermutlich hatte man den Sohn als humoristisch zu wenig belastbar eingestuft. Denn ein kleiner, aufmunternder Scherz in Richtung Friedhof sollte ja doch noch sein. "Falls sich Ihre Anschrift ändert, teilen Sie uns bitte Ihre neue Adresse für die Schlussrechnung mit." Das wird jetzt recht schwierig. Welches Briefverteilamt mag für das Jenseits zuständig sein? Ist es überhaupt möglich, von dort Geld zu transferieren?

Unser Leser hat von der Telekom auf seine Beschwerde übrigens noch keine Antwort bekommen. Kein Wunder: Dort kommunizieren sie offenbar lieber mit Toten.

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