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Von Tag zu Tag: Nadellos

Andreas Conrad trauert den langen Ferien hinterher

Tante Milla hätte gejauchzt vor Freude: So viel Weihnachten war nie. Was, Sie kennen Tante Milla nicht? Das war die Hauptperson in Heinrich Bölls Erzählung „Nicht nur zur Weihnachtszeit“, eine auf unentwegte Pflege der Christfestbräuche erpichte, nur dadurch ruhig zu stellende Frau. Nun ist es hierzulande zwar noch nicht ganz so weit wie beim Dichter, aber dank der bislang längsten, heute sich neigenden Weihnachtsferien nähern wir uns solchen Sitten bedenklich.Bisher war die Gruppe jener, die sich noch Mitte Januar am Christbaum erfreuten, eine verschwindende Minderheit. Diesmal dagegen, so dürfen wir unterstellen, sitzen noch zahllose Berliner und Brandenburger im Glanze des festlich geschmückten Baumes traulich beisammen. Vor dem Urlaub haben sie das Abschmücken nicht geschafft, und jetzt, zurück aus tief verschneitem Tann, wollen sie die Idylle der Adventswochen noch einmal richtig genießen. Denn bald, so früh wie nie, ist es Zeit, den Osterhasen zu begrüßen, dem eine besonders mühselige Saison bevorsteht. Immer wieder, muss man befürchten, werden sich die letzten, nicht weggefegten Tannennadeln tief in seine Pfoten bohren.

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