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Von Tag zu Tag: Nah-Getier

Stefan Jacobs sieht einen Silberfisch am Horizont.

Der CDU-Abgeordnete Alexander J. Herrmann hat sich beim Senat nach Berlins Tierwelt erkundigt. Dabei ging es ihm weniger um endemische Spezies wie Problem-BER und Bezirksamtsschimmel, sondern um die Entwicklung der „Populationen von Wildtieren in den letzten fünf Jahren“. Doch wo man als kältescheuer Stadtmensch eine Tabelle mit gut 50 Posten erwartet hätte, stehen beim Senat 5087 Arten auf der Liste; viele davon auf der Roten. Zum Beispiel Mauersegler, die seit dem Fall der Mauer bedroht sind, weil ihnen die Plattenbaufugen wegsaniert wurden. 5087 Arten, wie gesagt, nicht Exemplare! Die Hundertschaft Spatzen, die frühmorgens im Efeu vor dem Schlafzimmer krakeelt, zählt also nur einmal; ebenso die halbwilden Obstfliegen in der Biotonne und die gefrorenen Asseln unterm Blumenkübel. Aber es kommt noch dicker: Neben den erfassten Arten gebe es geschätzt knapp 15 000 weitere, die jenseits jeder Statistik leben. Vermutlich sind viele davon Pflanzenschädlinge oder jene dunklen Punkte, die in die Ritzen streben, sobald man im Keller das Licht anknipst. Gruselig! Und ein guter Grund, lieber rauszugehen und tierisch wild im Schnee zu spielen.

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