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Von Tag zu Tag: Neutral rocken

Bernd Matthies wundert sich über kulturellen Ablasshandel

"Klimaneutral" kam bei der Wahl zum "Unwort des Jahres" soeben auf den zweiten Platz. Nach Herzenslust rumpesten, dann Ablass in irgendeinen Urwaldfonds einzahlen und sich dessen auch noch rühmen – das fanden die Juroren nicht so toll. Man kann dieser Argumentation folgen, egal, ob man der regierungsamtlichen Position zum Klimawandel und seinen Ursachen nun folgen mag oder nicht.

Trotzdem wird natürlich jetzt nach Herzenslust klimaneutralisiert. Im Tempodrom ist man auf die Idee gekommen, das eigene Tun per Computerprogramm zu überwachen und das Resultat dem Veranstalter zum "klimaneutralen" Ausgleich zur Verfügung zu stellen. Ein schönes Beispiel dafür, wie deutscher Präzisionsfanatismus Probleme löst, die es ohne ihn vermutlich kaum gäbe.

Die Frage bleibt allerdings, wie sich die Ablasssumme eines Rockkonzerts künftig messen lässt. Wird es preislich günstiger, wenn die Jungs in Zimmerlautstärke spielen? Kommt ein Playback-Computer günstiger als vier schnaufende Hardrocker mit prähistorischen Marshall-Türmen? Da steckt noch viel Stoff zum Nachdenken drin.

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