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Von Tag zu Tag: Reiz der Ruine

Bernd Matthies hat sich mit dem Prinzip Bauverzögerung arrangiert.

Ja, auch die Staatsoper. Verzögerungen vorerst bis Oktober 2015, das wäre beim Flughafen natürlich das Ende, aber bei Opern sind wir etwas gemütlicher. Denn das Schillertheater, das ja so eine Art Tegel mit Musik darstellt, drängelt nicht, und die Begründung ist längst nicht so technokratisch, jeder kann sie verstehen. Da stecken halt Pfähle im Sumpf und lassen sich nicht rausziehen, daran würde auch der arglose Häuslebauer verzweifeln. Manch Schönefelder Planer wäre vermutlich froh, wenn er da draußen eine ähnlich sinnenfrohe Entschuldigung hätte.

Das Schöne an der Staatsoper ist: Die Verzögerung trifft nicht die ganze Welt. Zwar werden einige Startenöre ihre Flugpläne für 2015 ändern müssen, sie kreisen dann eben etwas länger über Bayreuth oder Chicago. Aber die Staatsoper ist kein Einkaufszentrum, kein Busunternehmer verschuldet sich ihretwegen bis zum Hals. Sie könnte deshalb unvollendet bleiben, zum Symbol der halb fertigen Prunkbauten werden, die spätestens um 2020 herum Touristen nach Berlin locken werden. Schließlich macht der Reiz der Ruinen ja auch Rom und Athen so attraktiv. (Seite 11)

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