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Von Tag zu Tag: Revolutionär

Andreas Conrad meint, dass Mehdorn von Lenin lernen kann

Um den schönen „Bedienzuschlag“ ist es also geschehen, diese wohlfeile Möglichkeit der Kundenabschöpfung, und man muss sich ernsthaft fragen, wie die Bahn ihren Börsengang nun noch hinkriegen will. Das kommt davon, wenn man in seinen Geschäftsideen revolutionär sein will statt sich aufs Altbewährte zu verlassen – in diesem Fall: die Bahnsteigkarte. Es gibt sie, von wenigen regionalen Ausnahmen abgesehen, leider schon lange nicht mehr, die Bahnspitze wird dieses vermaledeite Erbe oft verflucht und das Ausbleiben entsprechender Einnahmen verbittert beklagt haben. Zumal sogar ein Revolutionär weltgeschichtlichen Formats von der besagten Karte Kenntnis genommen, sie allerdings als seinen Zielen hinderlich kritisiert hat: „Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich erst eine Bahnsteigkarte!“ Das können sie nun aber nicht mehr, was die Frage aufwirft, ob Mehdorn mit der Wiedereinführung eines Bahnsteigbilletts den sozialen Frieden fördern oder statt dessen eine revolutionäre Stimmung herbeizaubern würde. Wie auch immer, vielleicht knurren einen bald schon am Bahnsteigzugang Uniformierte an und verlangen das zum Betreten des Perrons allein berechtigende Ticket zu sehen, frei nach Lenin: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“

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