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Von Tag zu Tag: Sichere Sache

Bernd Matthies über die Vorteile des Hausbesetzerdaseins

Der schwerste Moment im Leben eines gepflegten Hausbesetzers kommt, wenn er den Keim der Verbürgerlichung in sich wachsen fühlt. Auf jeden Fall behält er Bierfahne, schwarze Klamotten und Punkattitüde bei, selbst wenn er längst Hypothekenzinsen zahlt und in der Eigentümerversammlung wie ein Spießer um die Heizkosten zankt. Mancher Hausbesetzer also ist gar keiner, aber das darf niemand merken, weil er von der Furcht profitiert, hinter ihm stünden noch hundert Verrückte, die gegebenenfalls antreten, um die Briefkästen anzuzünden und unnützen Sperrmüll in Barrikadenform zu entsorgen.

Daraus folgt im Umkehrschluss: Es ist gut, Hausbesetzer zu sein, auch für stinknormale Mieter. Wer Ärger mit dem Eigentümer hat, kleckert bunte Bilder auf die Fassade, lernt ein paar Sponti-Sprüche und lässt beim Bäcker durchsickern, dass die Kumpels aus Birmingham schon unterwegs sind. Dann muss über die Räumung der Innensenator entscheiden. Und bis der wieder ein paar tausend Polizisten beisammen hat, ist das Mietverhältnis bombensicher.  

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