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Von Tag zu Tag: Strick-Trick

Bernd Matthies freut sich über Graffiti in besonders netter Form.

Guerilla – ein heißes Thema. Allerdings geht es heute weniger um Guevaras Erbe als um klammheimliche Versuche, der Großstadt ein paar Kuschelecken abzugewinnen. „Guerilla Gardening“ ist das wilde Anpflanzen von Blumen und Kräutern, nun folgt „Guerilla Knitting“: das Bestricken öffentlichen Eigentums zum Zwecke der Vergemütlichung. Die Berliner Urheberin Patricia Montag spricht aber lieber von „Woll-Graffiti“, auch leicht provozierend, aber sie meint es natürlich viel netter als die nur fern verwandten Sprayer.

Denn diese Graffiti lassen sich entfernen, ohne den Malermeister um Rat zu fragen. Und vor allem: Sie bedecken meist nur Gegenstände, die es nicht besser verdient haben, hässliche Poller vor allem wie am Montag am Reichstag. Die stehen normalerweise einfach so da, völlig unhinterfragt. Bis der Strickstrumpf sie zur Kenntlichkeit verhüllt: Was da Hässliches druntersteckt!

An der geschmacklichen Ausgestaltung der Stricküberzüge selbst ließe sich sicher noch was machen. Glückswürfel und quietschbunte Ringelreihen sind vermutlich nur ein erster Anlauf auf dem Weg zum ästhetisch ansprechenden Auftritt, der dann auch der Würde des Parlaments den passenden Rahmen verleihen würde. Aber bis dahin lässt sich immerhin schon sagen, dass die echten Graffiti in aller Regel hässlicher sind.

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