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Nettes rustikales Ambiente: Die neue Brasserie "Le Bon Mori" in der Stresemannstraße in Kreuzberg.

© Le Bon Mori / promo

Von TISCH zu TISCH: Brasserie Le Bon Mori

Eine neue Brasserie in Kreuzberg, ein junges Team: Nicht schlecht, aber vor allem der Service ließe sich noch verbessern

Das zeugt von Gründermut. "Le Bon Mori" ist ein geräumiges Restaurant mit größerem Hinterzimmer, anheimelnden Weinregalen und blanken Holztischen. So lange es warm genug ist, sitzt man auch sehr schön vorn auf dem Gehweg an kleinen Bistrotischen. Der gute Moritz also, der in seiner Kindheit passend zum Brasserie-Stil des Lokals auch "Mori" genannt wurde, hat sich hier niedergelassen nach Wanderjahren, die vom Alten Zollhaus in Kreuzberg über New York City und diverse Stationen in der Schweiz wieder nach Kreuzberg führten. Kiezorientierung ist eben ein typisches Berliner Phänomen. Mit dem Willy-Brandt-Haus gegenüber und dem Theater in der Nähe ist für Laufkundschaft gesorgt. Hausgemachte Quiches aus Mürbteig und Flammkuchen aus dem Steinofen sind ja auch bestens geeignet, um das Kulturpublikum vorher oder nachher satt zu kriegen.

Es fehlt was

Freundlicher Empfang, lässiger Service. Das Besteck wurde zu beiden Seiten der schweren weißen Stoffservietten platziert, was ich bei einem ungeschützt draußen stehenden Tisch ein bisschen problematisch finde. Auch ein Tellerchen für das sehr gute Brot fehlte. Und das Salz, das zur vorbildlich weichen Butter in einem gläsernen Fässchen aufgetragen wurde, war schon etwas verklebt. Immerhin gab es Kalbsbries, Kalbszunge und Pfifferlinge. Letztere waren ein wenig knapp bemessen, Bries und Zunge sehr in Ordnung, aber von der Temperatur her so lau, dass man sich auf keinen Fall die eigene Zunge daran verbrennen konnte (12 Euro). Bei der Fischsuppe war die sehr gemäßigte Temperatur noch störender. Eine Bouillabaisse ist eben keine Gazpacho. Die sicher nett gemeinte Warnung des Kellners vor dem heißen Tellerrand war also überflüssig. Es fehlte auch die Sauce Rouille. Der knappe Hinweis „Crostinis kommen gleich“ klang ebenfalls lässig, doch ganz so schnell kam der rechteckige Teller mit vier getoasteten Broten und jeweils einem orangefarbenen Klecks Sauce dann doch nicht. Beim Wettessen gegen die Abendkälte war die halbe Suppe schon vertilgt. Die Einlage immerhin war zart und gut, neben Fischfilets war auch eine Jakobsmuschel dabei (11 Euro).

Ein bisschen zu lässig

Bei den Hauptgerichten hätten wir den provenzalischen Artischocken noch etwas mehr Würze gewünscht, Knoblauch oder Kräuter der Provence. Die Artischocken waren zart und nicht holzig, die Quinoa mit einigen Möhrenscheiben blieb dagegen blass (18 Euro). Sehr gut gefiel mir die gebratene Blutwurst, geschmacklich gelungen, gute Konsistenz, in passender Begleitung eines Kartoffel-Oliven-Pürees und gekrönt von erfrischenden Würfeln vom Calvados Apfel (19 Euro). Zum Nachtisch gab es ein ziemlich mächtiges Mille Feuille von Mousse au Chocolat, dunkel und hell, mit vielerlei Beeren und Thymian geschichtet (7 Euro). Dreierlei Käse schließt den Magen. Der wurde serviert mit Johannisbeeren und zwei Sorten Feigensenf, leider ohne Erläuterung, um welche Sorten es sich handelte. Die Auswahl war gut zusammen gestellt, aber wenn man sich immer erkundigt, ob auch alles okay sei, sollte man auch einmal ein paar freiwillige Informationen im Gepäck haben (7 Euro). Die Getränke sind überwiegend Französisch. Der Crémant de Limoux ließ eine Korkenspur am Glas zurück, schmeckte aber frisch und gut und war auch vorbildlich kalt (5 Eruo). Der Sylvaner Réserve aus dem Elsass hatte im Hintergrund eine feine Bitternote, war aber nicht ganz so kühl auch in Ordnung (26 Euro).

Fazit: Einiges muss sich noch einrütteln. Aber das ist bei einem neuen Restaurant ja eigentlich normal.

- Brasserie Le Bon Mori. Stresemannstr. 21, Kreuzberg, Tel. 25 29 12 46. Di-Sa 11 bis 23 Uhr

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