zum Hauptinhalt
Dunkle Wände, festlich-weiße Tischwäsche, gemütliche Atmosphäre - und hervorragende Küche: das Richwater & Mitchell in Moabit.

© Richwater & Mitchell / promo

Von TISCH zu TISCH: Richwater and Mitchell

Ein neuer Stern am Berliner Gastrohimmel? Kann sein. Auf alle Fälle eine interessante Neueröffnung mit originellem Ansatz: "New London Cuisine"

Endlich erreicht die Gentrifizierung der Gaumen auch Moabit. Das Restaurant „Richwater&Mitchell“ atmet elegantes Understatement, man kann dort gemütlich sitzen. „New London Cuisine“ klingt nach einem originellen Ansatz. Der junge Koch, Anton Michel, fiel bereits vor zwei Jahren angenehm auf mit einem temporären Pop-up-Restaurant am Winterfeldtplatz. Gelernt hat er unter anderem bei Tim Raue und in Kolja Kleebergs „Vau“. Dunkle Wände, festlich-weiße Tischwäsche, Platzteller von Ikea und ein freundlicher Restaurantleiter in Jeans: Da ist nichts hemmschwellig, nicht mal die Preise. Viel junges Publikum sitzt herum. Die Karte ist klein, aber kreativ mit kleinen Gerichten wie der wilden Wattauster oder der gerösteten Taube mit Pilzen.

Pefekter Einstieg

Die Weinkarte wird gerade noch erstellt in Zusammenarbeit mit einem nahegelegenen Weinladen; am Ende soll sie 500 Positionen haben. Vorerst konzentriert man sich überwiegend auf offene Weine. Wir waren am Ende sehr zufrieden mit der Empfehlung, einer Flasche des 2015er rheinhessischen Silvaner Juwel von Juliane Eller (22,50 Euro). Die erste Vorspeise fanden wir in der Rubrik „Snacks“, knusprige Schweineschwarten mit Limette und Chili. Das waren wirklich würzige Chips, serviert mit einem scharf-säuerlichen weißen Dip. Guter Einstieg (3 Euro). Das gilt auch für das „Scotch Egg“: zwei wachsweiche Eihälften in einem Mantel aus angenehm gewürztem und außen knusprig gebratenem Hackfleisch auf einem Salatbett in Senfdressing. Einfaches Gericht, sehr gut gemacht (6 Euro). Dass der junge Koch die Sachen zum Teil selber auftrug und zwar nicht in weißer Jacke, sondern im bunten Holzfällerhemd, hat mich etwas verblüfft, also fragte ich mal vorsichtig an, ob er nicht eigentlich kochen müsse. Dafür habe er zwei Leute in der Küche, die exakt das machen, was er ihnen sagt, lautete die Antwort. Okay, auf das Ergebnis kommt es an, und das stimmte auch bei den Hauptgerichten.

Tadellose Hauptgänge

Der ausgesprochen saftige Knurrhahn mit krosser Haut obenauf lagerte auf einem zarten Reisbett, umgeben von einer köstlichen englisch-indischen Tomatensauce mit Koriander, Fenchel und Zimt (16 Euro). Dass hier ambitioniert gekocht wird, merkte man auch der tadellos geschmorten Lammhaxe an, dazu kamen teils stückiges Kartoffelpüree, Möhren und reichlich Sauce (16 Euro). Den Käse bezieht der Koch, der einen Teil seiner Jugend in London verbracht hat, von „Neil’s Yard Dairy“ aus Covent Garden, der ist also schon mal authentisch. Der exzellente Stilton war schon in Brocken vorgezupft, dazu kam eine Portion des exzellenten hausgemachten Sauerteigbrotes mit Knusperkruste, das schon vorab mit weicher Butter und grobkörnigem Salz serviert worden war. Das Glas mit schwerem, aber nicht zu süßlichem Portwein harmonierte zu dem Gang perfekt (12 Euro).

Fruchtiges Danach

Auch der verkehrt herum gebackene Ananaskuchen war nicht offensiv süß, sondern angenehm fruchtig, goldbraun gebacken und von einer Kugel Vanilleeis gekrönt (5 Euro). Zur Rechnung gab es noch einige süßfrische Bröckchen eines Kendal Mint Cake. An diesem Abend war das unser letztes Beispiel für eine Küche, die sich an der Pub-Literatur orientiert und intelligent mit regionalen Zutaten und Anleihen aus den vielfältigen Commonwealth-Küchen hantiert. Vielleicht die Geburt eines Stars in Moabit. In jedem Fall ist zu wünschen, dass diesem, auf den ersten Blick unauffällig wirkenden Juwel bald weitere folgen mögen.

- Richwater & Mitchell. Wiclefstr. 30, Mitte, Tel. 39 83 40 99, Do bis Mo 18.30 bis 23 Uhr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false