zum Hauptinhalt

Berlin: Vor der Gesundheitsreform schnell noch vorbeischauen

Wer vor 2004 neue Brillengläser kauft, kommt billiger weg

Ein Tipp der Berliner Verbraucherzentrale: Wer neue Brillengläser benötige, solle sich die noch in diesem Jahr verschreiben lassen und das Rezept sofort beim Optiker einlösen. Hintergrund ist die am 1. Januar in Kraft tretende Gesundheitsreform. Danach werden keine Brillengläser mehr von den Krankenkassen bezuschusst. Ausnahmen: Versicherte bis zum 18. Lebensjahr und Versicherte mit „schwersten Sehbeeinträchtigungen“. Was letzteres genau bedeutet, das wird nach Kassenangaben derzeit noch ausgehandelt.

Im Gesundheitsministerium fürchtet man nun einen Andrang verunsicherter Patienten bei Augenärzten und Optikern – egal ob sie tatsächlich eine neue Sehhilfe brauchen oder nicht. Damit befördern die Verbraucherschützer das, was Kassenmanager einen „Bauch“ nennen, sprich den sprunghaften Anstieg der Ausgaben für eine Leistung, bevor diese nicht mehr bezuschusst wird. Schon warnen manche Kassen, dass die durch die Reform erhofften Einsparungen wesentlich geringer als erwartet ausfallen, weil die Versicherten Torschlusspanik bekommen.

Diese Befürchtung fördern auch manche Berliner Augenoptiker. In diesen Tagen haben sie per Brief ihre Kunden aufgefordert, doch schnell noch vorbeizuschauen. Das sei aber keine abgestimmte Aktion, sagt Alexander Ceccarelli, Geschäftsführer der Berliner Augenoptikerinnung. „Nur einige Optiker wollen in diesem Jahr noch alles an Umsatz mitnehmen, was sie kriegen können.“

Die Zuschüsse, die die Kassen bisher für Gläser zahlen, seien so gering, dass deren Wegfall nicht mal jedem auffallen werde, heißt es bei der Innung. Pro Gläserpaar steuern die Kassen zwischen 14 und 20 Euro bei. Bei den bifokalen Gläsern, die gleichzeitig für die Nah- und die Weitsicht geeignet sind, schießen die Kassen noch bis zu 100 Euro pro Paar zu. Insgesamt gab allein die AOK Berlin für ihre rund 800 000 Versicherten im letzten Jahr 8,25 Millionen Euro für Sehhilfen aus.

Entsprechend missmutig beobachtet die AOK die Reklame. „Die Werbemaßnahmen einzelner Optiker tragen nicht dazu bei, die gesundheitspolitisch gewünschten Kostenreduzierungen zu erreichen“, sagt AOK-Chef Rolf Dieter Müller. „Auch die Aufforderung der Verbraucherzentrale ist kontraproduktiv. Denn die legitimen Interessen der Versichertengemeinschaft nach Kostenentlastung wird nicht berücksichtigt.“

AOK-Rufnummer zur Gesundheitsreform: (0800) 0114 433 (kostenlos); telefonische Patientenberatung der Verbraucherzentrale: (0190) 887 714 (1,86 Euro pro Minute, dienstags 14 bis 17 und mittwochs 10 bis 13 Uhr)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false