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Walpurgisnacht: Weniger Krawall, mehr Festnahmen

Trotz 57 Festnahmen zieht die Polizei positive Bilanz der Walpurgisnacht in Friedrichshain. Auch 48 Polizisten wurden verletzt.

In der Walpurgisnacht setzte sich der Trend des Vorjahres fort: Weniger Krawall, mehr Festnahmen (Live-Ticker: So erlebte Berlin die Walpurgisnacht). 57 Randalierer wurden zwischen 23 und 3 Uhr in Friedrichshain festgenommen, weil sie Flaschen und Pflastersteine auf Polizisten warfen. 48 der 2000 eingesetzten Polizisten wurden leicht verletzt. Wie viele Straftäter dem Haftrichter vorgeführt werden, wird die Staatsanwaltschaft erst am heutigen Sonnabend bekannt geben. In der linken Szene hieß es, dass gegen einige Festgenommene ein sogenanntes Anschlussgewahrsam erlassen wurde; das heißt, sie werden bis zum Morgen des 2. Mai festgehalten, um sie an weiteren Straftaten am Feiertag zu hindern.

Nach Einschätzung der Polizei und von Beobachtern flogen weniger Flaschen und Steine als sonst, auch der Sachschaden war geringer. Dass so viele Leute die Nacht in der Gefangenensammelstelle verbringen mussten, sei kein Widerspruch zur Einschätzung, dass die Krawalle geringer waren. Die Polizei hatte genügend Kräfte im Einsatz, um erkannte Straftäter sofort festzunehmen. Niemals in dieser Nacht geriet die Lage außer Kontrolle. Die Polizei hatte in den vier unruhigen Stunden immer das Heft in der Hand. Überrascht wurde sie nur etwas vom Beginn der Gewalttaten. Anders als in den Vorjahren blieb es auch nach dem traditionellen Punk-Konzert auf dem Boxhagener Platz völlig friedlich. In früheren Jahren hatten direkt nach Ende der Musik Böllerwürfe und die üblichen „Haut ab!“-Rufe gegen die Polizisten die Stimmung in Sekundenschnelle umschlagen lassen.

In diesem Jahr war es eine zunächst aus drei Personen bestehende Mini-Spontandemo, die mit einem Transparent „Eine mögliche Welt ist anders“ der sogenannten „Über-Partei“ den Boxhagener Platz umrundete. Nach einer Viertelstunde schlossen sich dann zunehmend Menschen an. Obwohl als einzige Parole „Freiheit für die Coladose“ gerufen wurde, nutzten etwa 200 gewaltbereite Störer die Situation und zogen Richtung Warschauer Straße. Dort bekam eine Straßenbahn ein paar Beulen ab und auch ein etwa zwölf Meter langer amerikanischer Straßenkreuzer. Der war rein zufällig dort, eignete sich jedoch hervorragend als Zielscheibe. Unklar blieb gestern, ob die Polizei die Träger des Transparentes wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz anzeigte. Denn angemeldet war die Demo nicht.

Später verlagerte sich die aggressive Stimmung zurück in die Grünberger Straße, bis gegen 3 Uhr morgens flogen immer wieder vereinzelt Flaschen und Steine auf die Polizei. Eine Gruppe Störer wurde in der Nacht eingekesselt und erst nach Personalienfeststellung wieder entlassen. Der Sachschaden war gering, an zwei Haltestellen der BVG litt die Verglasung, ein Altpapiercontainer ging in Flammen auf – das war aber kein Vergleich zu den Vorjahren.

Sonst blieb es in der Stadt in dieser Walpurgisnacht ruhig, im Mauerpark feierten 2000 Menschen (siehe links), am Kollwitzplatz etwa 500, im Viktoriapark in Kreuzberg etwa 350.  Hier musste die Polizei einige Feuer löschen, ein Mann erlitt eine schwere Stichverletzung. Die Hintergründe des Streits in einer Personengruppe sind unklar.

Gegen 2 Uhr flackerte in der Oranienstraße vor dem Lokal „SO 36“ kurzfristig ein Krawall auf. Nach Ende eines Konzerts blockierten 250 Menschen die Fahrbahn, einige Flaschen flogen auf Polizeibeamte.

Allerdings wurden erneut Autos angesteckt. Zwischen 1 Uhr und 3 Uhr brannten fünf Autos in mehreren Bezirken. Gegen 6 Uhr früh bewarfen Unbekannte die Ausländerbehörde am Krause-Ufer mit Farbbeuteln und Kleinpflastersteinen. 

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