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Teilen kann man auch gut, indem man etwas von seinen nicht mehr gebrauchten Anziehsachen spendet: Zum Beispiel an die Kleiderkammern der Flüchtlingsnotunterkünfte wie oben im Bild.

© dpa

Was macht die Familie?: Den Flüchtlingen unsere Spenden geben

Wer gibt, dem wird gegeben? In der heutigen Kolumne versucht unsere Redakteurin ihrer Tochter zu zeigen, wieso Teilen glücklich machen kann.

Wenn ich meine Tochter ins Bett bringe, sprechen wir nach dem Vorlesen ein Nachtgebet. Meist bedankt sich mein Mädchen „beim lieben Gott“ für den Tag und bittet um Schutz für alle, die sie liebt. Manchmal schließen wir jemanden ins Gebet ein, dem es gerade nicht so gut geht. Ich versuche ihr zu vermitteln, dass wir Dankbarkeit für unser vergleichsweise schönes Leben am besten zeigen, indem wir etwas davon abgeben. Nicht nur Bonbons, auch gute Gedanken oder Liebe. „Da freut sich der liebe Gott dann ja auch“, glaubt sie.

Allerdings ist das Teilen im Alltagsleben einer Sechsjährigen gar nicht so leicht. Als ich sie gebeten hatte, altes Spielzeug auszusortieren, hielt sie mir eine Mini-Plastikfigur aus einem Überraschungsei entgegen: „Also das hier, das könnte vielleicht weg.“ Ich erinnerte mich daran, als sie noch klein war. Wenn ich sie fragte, ob ich ein Stückchen von der Brezel abbekäme, brach sie mir ein mikroskopisch kleines Teil ab und hielt es mir vor die Nase. Im Laufe der Zeit wurde sie subtiler. So wie kürzlich, im Restaurant mit ihrem Vater. Ins Gespräch vertieft, stibitzte er sich beim Warten auf sein Gericht eine Pommes nach der anderen vom Kinderteller. Ich sah den kritischen Blick der Tochter. Vermeintlich besorgt fragte sie: „Na, Papa, was meinst du, kommt dein Essen auch bald?“

All diese Kalendersprüche, „geteilte Freude ist doppelte Freude“ und ähnlich Schablonenhaftes, mögen aufs Kissen gestickt ihre bizarre Berechtigung haben, ich aber wollte es praktisch angehen: Am Karfreitag war unser Nachbarskind zu Besuch, ich sprach mit beiden über die Flüchtlinge, die jetzt in Deutschland sind. Nicht ohne Hintergedanken zeigte ich ihnen ein Internetvideo von einem Flüchtlingstreck, dort berichtete eine Mutter, wie schwer sie es hatte, ihre Kinder auf der Flucht zu versorgen. Auf dem Globus schauten wir uns an, wo Syrien, Afghanistan und der Irak liegen. Anschließend machten wir uns mit unseren Spendentüten auf den Weg zur Notunterkunft auf dem Tempelhofer Feld. Es regnete. „Sind wir denn bald mal da?“, fragten die Mädchen. Zeit für meinen Video-Joker: „Na, Mädels, ihr werdet doch noch ein paar Meter durchhalten, denkt an die Kinder auf der Flucht.“

Die Kleiderkammer hatte leider geschlossen, aber ein freiwilliger Helfer öffnete uns die Tür zum Hangar nebenan und nahm sich der Spenden an. Dort baute er mit anderen gerade ein Gemeinschaftscafé. Die Kinder durften sich umschauen und bekamen erzählt, wie der Alltag im Hangar abläuft. Abends, beim Gebet, wünscht sich meine Tochter neuerdings auch, dass „die Flüchtlinge bald ein besseres Leben haben“.

Spenden können an der Kleiderkammer am Hangar 1 über NUK THF abgegeben werden: Di–Fr: 12–17.30 Uhr, Sa: 12–15 Uhr.

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