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Was macht die Familie?: Fußball gucken

Wie eine Mutter die Stadt erleben kann.

Fußballfans wie wir fallen in diesem Sommer in ein tiefes Loch. Die Herren-Nationalmannschaft hat Pause, keine Weltmeisterschaft, keine Europameisterschaft, wie langweilig. Für uns ist das eine echte Vollbremsung. Denn in den vergangenen Wochen waren wir viel unterwegs in den Stadien der Fußball- Bundesliga. Wir haben mit viel Glück Karten für den Signal-Iduna- Park bekommen und die gelbe Wand im Spiel gegen die Bayern unterstützt. Wir waren zum Fußball-Wochenende in Frankfurt am Main und haben den Einzug der Eintracht in die Europa League und den kollektiven Taumel der Hessen („Erbarmen, Erbarmen, die Hessen kommen“) miterlebt. Der Junge war bei Union, nur Hertha haben wir uns für die nächste Saison aufgespart.

Und jetzt ist alles vorbei. Das Einzige, was uns tröstet, ist die Frauen- EM in Schweden – und das ist leider nur ein schwacher Trost. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich finde Frauen-Fußball super. Meine Tochter hat einige Zeit in einer Mädchenmannschaft gespielt. Aber trotzdem ist es einfach nicht dasselbe. Während der letzten Frauen-WM in Deutschland waren wir im Urlaub in Cornwall. Das englische Fernsehen berichtete über Golf, Rugby und Pferderennen, die Zeitungen über die Murdoch-Affäre. Nachrichten von der Frauen-WM gab es keine. Was im Nachhinein vielleicht auch gar nicht so schlecht war. So blieben uns wenigstens das schmachvolle Ausscheiden unserer Damen und der Spott unserer britischen Freunde erspart.

Dabei muss man wirklich sagen: Fußball ist schwerer, als man denkt. Jedes Jahr gehen wir während der „Langen Nacht der Wissenschaften“ zu den Informatikern nach Dahlem, die ihre Fußballroboter aufmarschieren lassen. Putzige Gesellen mit jeder Menge Elektronik in ihren kastenförmigen Metallkörpern. Die Robo- Player trippeln meist aufgeregt auf der Stelle, manchmal nähern sie sich dem Ball und schaffen es sogar, ein Schüsschen loszulassen. Meistens aber fallen sie um. Der Torwart bleibt dagegen stehen, gelegentlich fixiert er den Ball, aber er tut nichts. Er bleibt einfach stehen. Ich beobachte diese Truppe jetzt seit mehreren Jahren. Es ist mein persönlicher Höhepunkt der „klügsten Nacht des Jahres“. Denn es klappt nie! Fußball sei für Roboter einfach enorm komplex, erklären die Wissenschaftler dann entschuldigend, während sie die Programmierungen an ihren Laptops überprüfen. Mich macht so etwas stolz. Beim Fußball ist jedes Kind besser als die Roboter von der Uni. Und jede Nationalspielerin! Also, meine Damen, los geht's. Holt euch den Cup. Wir sind während der EM leider verreist, auf einer Insel, wo es bestimmt keine Nachrichten von der EM gibt. Ist aber vielleicht auch besser so. Heike Jahberg

Die Fußball-EM der Frauen beginnt am 10. Juli. Mädchenmannschaften gibt es inzwischen bei einigen Vereinen, unter anderem bei Stern 1900 in Steglitz, Hertha 03 Zehlendorf, Türkiyemspor in Kreuzberg, beim FC Internationale in Schöneberg

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