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Im Hier und Jetzt. Auch Kinder können schon meditieren: Mit einer geeigneten Anleitung, wie etwa einer Fantasiereise, lässt sich Erstaunliches bewirken.

© Getty Images

Was macht die Familie?: Herumsitzen und nichts tun

Nach dem Stille-Seminar unserer Redakteurin, wollte ihre Tochter auch eine Meditation machen. Zeit, eine der vielen Apps auszuprobieren.

Eine Woche lang nur schweigen und herumsitzen? Das intensive Stille-Seminar, das ich zwischen den Jahren besuchte, war meiner achtjährigen Tochter nicht geheuer. Während ich sie zur Oma brachte, erklärte ich ihr: „Wir sitzen nicht einfach herum. Wir meditieren.“ Sieben Tage mit niemandem in der Gruppe sprechen zu dürfen, beeindruckte sie besonders. Nun, so lauteten die Regeln im Vipassana-Retreat: Stille. Kein Handy. Keine Kommunikation. Nicht einmal direkten Blickkontakt, damit mögliche romantische Gefühle für die Mit-Meditierenden gar nicht erst aufkommen (beim Blick in die Runde zu Beginn des Seminars war schnell klar, dass dies nicht mein Problem sein würde).

Als ich zurück in Berlin war, wollte meine Tochter auch einmal meditieren. Ich überlegte kurz. Hatte ich ihr nicht schon meine Leidenschaft für Werder Bremen aufgedrückt? Sicherheitshalber befragte ich das Netz zur „Wirkung von Meditation auf Kinder“. Wissenschaftliche Studien besagten, dass bereits kurze Meditationseinheiten im Kita-Alter bei Kindern unter anderem die Entspannung, innere Ruhe und Konzentration förderten. Meditierende Kinder hätten weniger Kopfweh, weniger Rückenschmerzen und weniger Übergewicht. Im Jugendalter verringere Meditation Essstörungen, Drogensucht und Alkoholexzesse. Sofort machen, dachte ich.

Auf der Meditations-App stellte sich die sonore Stimme als "Reisebegleiter" vor

Um das Ganze spannend zu gestalten, lud ich eine der Meditations-Apps herunter, bei der es ein extra Kinder-Angebot gab. Dann erinnerte ich mich an den alten Klaus-Kinski-Spruch „Wer die Show macht, ist der Boss“ und baute etwas Brimborium ein. Meine Tochter durfte den Gong mit der Klangschale tönen. Allerdings blieb es nicht bei einem Schlag. Dann ging es los mit der „Entdeckungsreise“, wie der Sprecher mit sonorer Stimme sagte. Er stellte sich als Reisebegleiter vor. Meine Kleine schloss die Augen und folgte gedanklich der Stimme. „Unsere Reise ins Innere ist immer im Jetzt“, sagte der Mann. „Unser gemeinsamer Freund, der immer dabei ist, ist unser Atem.“

Während ich beim Zuhören schon fast wegdöste, führte diese Reise irgendwann zum Lieblingsort. Mir kamen ein Strand und Meer in den Sinn. Meine Tochter zeichnete wortreich ein imaginäres Bild voller Farben. „Ich sehe einen Sonnenuntergang und die Sonne, sie ist so ganz orange, aber auch ein bisschen violett und, wie heißt die Farbe der Mäntel der Edelleute im Märchen ? Purpur! Ja, so sinkt sie ins Meer.“ Überzeugt war mein Kind jedoch am Ende nicht von der Fantasiereise. „Ich finde den Erzähler langweilig“, sagte sie. Sie würde lieber mal wie ich, einfach so herumsitzen.

Meditations-Apps wie beispielsweise 7Mind oder Headspace gibt es etliche. Die Probezeit ist gratis, danach zahlt man die Programme im Monats- oder Jahres-Abo.

Einfach nur herumsitzen kostet nichts.

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