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Was macht die Familie?: Schlotty zählen

Wie eine Mutter die Stadt erleben kann

Bisher sind wir mit den Kindern nur an den Strand und in Ferienwohnungen gefahren und haben Städtetouren gemieden wie die Pest. Wozu quengelige Kinder in Kirchen und Museen schleppen? Und wo unterkommen? Familienarrangements in Hotels sind selten, eigene Doppelzimmer für die Kinder sind teuer. Diesmal aber wollten wir es wagen: Görlitz! Breslau! Polen!

Zur Reisevorbereitung ließ ich die Kinder in meiner Schatztruhe wühlen, in der ich Währungsreste aus der Vor-Kinder-Zeit aufbewahre. Sie fanden darin auch einige zerknitterte polnische Scheine: 80 000 Zloty. „So viele Schlotty“, rief der Kleine begeistert, „wir sind reich! Wir kaufen uns in Polen eine Villa!“ Leider reichten die 80000 Schlotty nicht mal für einen Kaffee, denn die alten Scheine gelten nicht mehr. Unverdrossen wechselte der Kleine an der Grenze fünf Euro gegen 22 Zloty und freute sich: „Jetzt kann ich viermal so viel kaufen!“

Da wir Eltern unser Geld leider nicht vervierfachen können, haben wir uns auf eine längst vergessene Einrichtung besonnen: die Jugendherberge. Grimmig entschlossen, uns in Etagenbetten übereinanderstapeln zu lassen und unter die kalte Gemeinschaftsdusche zu gehen, fuhren wir nach Görlitz. Doch das „Familienzimmer“ erwies sich als komfortable Zwei-Zimmer-Wohnung in einem wunderschön gestalteten Ensemble mitten in der Altstadt. Während wir Eltern in Museen und Kirchen gingen, verbrachten die Kinder die meiste Zeit im Tischtennis- und im Billardraum. Übrigens sind Jugendherbergen heutzutage voll von Erwachsenen: „Das ist ja eine Rentnerherberge“, meinte der Große. Was soll’s? Wir kommen wieder, bis zum letzten Schlottern. Dorothee Nolte

Angebote für Familien unter www.jugendherberge.de

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