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Ach, diese Blicke! Da setzt doch glatt das Gehirn aus.

© dpa/picture-alliance

Was macht die Familie?: Wörter verwechseln

Wo stellt man nur die Kartoffeln ab? In der heutigen Kolumne beschreibt Dorothee Nolte, was im Sprachzentrum einer Mutter passiert, wenn sie mit der Familie auf Reisen geht.

Es stimmt, ich habe Wortfindungsstörungen. Aber muss man sich deshalb über mich lustig machen? Meine Kinder finden meine Art zu reden komisch. Ich sage Sachen wie „Da hinten können wir unsere Kartoffeln abstellen“ und meine damit, dass wir dort die Koffer lassen können. Oder ich frage, was im Kühlschrank ist, meine aber den Rucksack. Meistens habe ich das Gefühl, ich hätte einen ganz normalen, elternvernünftigen Satz gesagt – bis ich jemanden neben mir kichern höre.

Zum Glück habe ich dieses Problem nicht immer, sondern ganz speziell beim Reisen mit der Familie. Da gibt es immer wieder stressige Situationen, in denen man nicht weiß, wo man die Kartoffeln abstellen soll oder ob dieser Schlamassel auch ins Schloss der Ferienwohnung passt. Ist es die Hitze, die Teile meines Gehirns aufweicht? Oder ist es eine Art Entspannung des Sprachzentrums, das auch mal Urlaub machen möchte von den korrekten Wortbedeutungen?

Gerade haben wir zwei Wochen in Kroatien verbracht. Ein tolles Land. Man kann auf Kieselstränden sonnenbammeln, die Kinder haben mit Taucherbrillen im Wasser geschnarcht, und des Nachts sah man am Himmel sehr deutlich die Milchstraße und Sternzeichen wie den großen Rucksack. Auch historisch und kulturell hat Kroatien viel zu bieten: der Diokletianspalast in Split, das Amphitheater in Pula und das wunderbare Dubrovnik, leider im Jahr 1667 von einem großen Erdbeer zerstört. Tagelang zog mich der Kleine damit auf, machte ein betroffenes Gesicht und sagte mit Grabesstimme: „Wir sind alle sehr traurig über das große Erdbeer!“ Lustig fand er auch, als ich fragte: „Guck mal, was sind das hier für Pflaumen? Feigen!“

Schön war's an der Adria! Aber irgendwann muss man doch wieder die Kartoffeln packen, den Schlamassel abgeben und sich ins Tandem setzen, um in die deutsche Hauptsache zu kommen, wo dann, auf wundersame Weise, auch das Sprachzentrum wieder in Ordnung kommt.

„Ich freue mich darauf, wieder in Euro bezahlen zu können“, sagte der Kleine am Flughafen. Außerdem hat er Apfelschorle in Kroatien vermisst, die ist dort wenig bekannt; stattdessen gibt es eine gelbe Limonade, die „Pipi“ heißt. Daran sieht man doch: Ich bin nicht die einzige, die spinnt.

Sterne beobachten geht auch in Berlin: Am Samstag findet auf dem Tempelhofer Feld die zweite Lange Nacht der Astronomie statt (17-24 Uhr).

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