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Berlin: WASG über PDS-Mann: „Nationalist“ Linke streiten um türkischen Kandidaten

Vergangene Woche übten sie noch demonstrative Harmonie, jetzt streiten sich die Berliner PDS und der Landesverband der Wahlalternative (WASG) wieder öffentlich. Auslöser ist, dass Hakki Keskin, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, als aussichtsreicher Bundestagskandidat für die PDS in Berlin ins Gespräch gebracht wurde.

Vergangene Woche übten sie noch demonstrative Harmonie, jetzt streiten sich die Berliner PDS und der Landesverband der Wahlalternative (WASG) wieder öffentlich. Auslöser ist, dass Hakki Keskin, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, als aussichtsreicher Bundestagskandidat für die PDS in Berlin ins Gespräch gebracht wurde. Die WASG fühlt sich durch die am vergangenen Wochenende bekannt gewordene Personalie übergangen und hält Keskin für „nicht wählbar“. Sie wirft dem 62-jährigen Politik- und Wirtschaftswissenschaftler, der bis vor einer Woche SPD-Mitglied war, nationalistische Parteinahme für die türkische Regierung vor. Er sei ein Vertreter der „regierungsnahen türkischen Lobby“ in Deutschland, heißt es in einer WASG-Erklärung vom Mittwoch.

Keskin, der in Hamburg lebt, aber bei einem Wahlsieg einen Umzug nach Berlin erwägt, wies die Vorwürfe als „lächerlich“ zurück. „Seit 30 Jahren setze ich mich kritisch mit der Situation in der Türkei auseinander.“ Berlins PDS-Sprecher Alexander Hildebrandt sagte: „Es gibt keinen Beleg für die Unterstellungen der WASG.“ Die Wahlalternative hält Keskin vor, Folter und Morde in der Türkei zu verharmlosen, ebenso den Krieg gegen die Kurden und den Völkermord an den Armeniern. Keskin, der von 1993 bis 1997 im Hamburger Landesparlament saß, hält dem entgegen, dass er schon seit 20 Jahren für die Gleichberechtigung der Kurden eintrete. Die angeblichen Zitate, mit denen die WASG ihre Kritik begründet, stammten gar nicht von ihm.

Der Personalstreit zeigt ein weiteres Mal die „Entfremdung“ zwischen den Akteuren der beiden Linksparteien auf Landesebene, wie WASG-Sprecherin Barbara Suhr-Bartsch eingesteht. Während die Parteien auf Bundesebene zu harmonieren scheinen und dank ihrer prominenten Spitzenleute Oskar Lafontaine und Gregor Gysi zunehmend positive Umfragewerte erzielten, sei für Berlin völlig offen, ob man zueinander finden wird. Gestern zeigte sich keine Seite kompromissbereit. „Wer auf unserer Liste kandidiert, entscheiden wir und nicht die WASG“, sagte PDS-Sprecher Hildebrandt. Am heutigen Donnerstag wollen Vertreter beider Parteien bei einem Treffen besprechen, ob und wie man zusammenarbeiten kann.

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