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Wenn es nach zwei Surfaktivisten gehen würde, wären am Flughafen Tempelhof bald nicht nur Trocken-Sportarten möglich, sondern auch Surfen.

© dpa

Wassersport in der City: Wellenreiten auf dem Flughafen Tempelhof

Wo ehemals Flugzeuge gestartet sind, könnten vielleicht eines Tages die Wellenreiter unterwegs sein - jedenfalls wenn es nach dem Wunsch zweier Surfaktivisten geht. Doch wie realistisch sind die Pläne?

Einen Badesee haben sich die Anwohner des Tempelhofer Parks schon vor Jahren gewünscht, nun sollen sie sogar ein Mehrzweckbecken mit Wellenbetrieb bekommen, größer als zwei Fußballfelder. Dieses Projekt befindet sich aber noch in der Ideenphase und existiert bisher vor allem in den Köpfen von zwei Surfaktivisten: Arnd Wiener, Nationaltrainer des Wellenreitverbandes aus Potsdam, und Sportvermarkter Falko Nadol aus Berlin.

Wiener und Nadol haben das Tempelhofer Feld als idealen Standort zum Wellenreiten identifiziert, als Ergänzung zum Windsurfen, das schon jetzt auf den ehemaligen Landebahnen praktiziert wird.

In dem Wellenbecken, genannt „Wavegarden“, kann auf Knopfdruck eine passgenaue Welle erzeugt werden, von klein für Anfänger bis mindestens hüfthoch für Profis. Das Referenzbecken steht in den Bergen von San Sebastian im spanischen Baskenland. Berliner bräuchten nicht mehr den langen Weg nach Sylt anzutreten, um endlich eine Welle zu reiten. Geschätztes Investvolumen: vier Millionen Euro. Der Eintritt würde zwischen zehn und 20 Euro liegen. Wiener könnte sich auch ein neues Schulsportwahlfach Wellenreiten vorstellen.

Problem ist nur, dass ein Wellenbecken bisher so gar nicht in die Planung für den künftigen Tempelhofer Park passt. Martin Pallgen von der Tempelhof Projekt GmbH formuliert noch höflich, er wolle nichts ausschließen, aber das geplante Regenwasserauffangbecken könne wohl nur schwer zum Surfsee erweitert werden. Daniela Augenstein, Sprecherin von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD), wird schon deutlicher: „Das Auffangbecken ist nicht geeignet.“ Es sei auch nicht geplant, dort eine öffentliche Badeanstalt einzurichten. Nur einen Wasserspielplatz für Kinder.

Also kein Badesee und kein Wellenbecken. Nach derzeitigem Stand der Dinge. Das Regenwasserbecken soll eigentlich nur Geld sparen, eine halbe Million Euro im Jahr. Diese Summe muss die Tempelhof-Projekt GmbH für die Entwässerung der versiegelten Flächen an die Wasserbetriebe zahlen. Das Auffangbecken - vier Hektar groß, bis zu fünf Meter tief, Baukosten: acht Millionen Euro - würde sich also nach 16 Jahren amortisiert haben. Der gestalterische und psychologische Wert eines künstlichen Sees mit Schilfufer und „Stufenzone“ als Zugang fürs kühlende Fußbad ist da noch nicht eingerechnet.

„Zwei Grad Wassertemperatur ist für Surfer kein Problem.“

Der Erdaushub für den See soll im Herbst beginnen. Mit der gewonnenen Erde wird ein Weg angelegt, der die Rundung des Vorfelds weiterführt und die nördliche Landebahn quert. Der See soll das Regenwasser ökologisch filtern, damit es zum Sprengen oder für andere Nutzungen wiederverwendet werden kann. Eingeleitet wird das Regenwasser, das sich auf dem Gebäudedach und dem Vorfeld des ehemaligen Flughafens sammelt. Die Landebahnen entlassen ihren Wasserüberschuss einfach auf die angrenzenden Wiesen. Einen Fertigstellungstermin für das Becken gibt es noch nicht.

Parallel soll ein Teil des Nord-Süd-Radwegs angelegt werden, der das Gelände mittig durchschneidet. Schon im Frühjahr sollen schattenspendende Bäume gepflanzt und Bänke aufgestellt werden, für ältere Parkwanderer zum Verschnaufen.

Wiener und Nadol wollen nach der Absage aus Tempelhof das Wellenreiten nicht einfach bleiben lassen. „Das ist ein Top-Projekt“, sagt Arnd Wiener. Da sei schon schwer verständlich, warum es sich nicht schneller realisieren lasse. Man habe verschiedene Standorte in Berlin geprüft, sagt Wiener. Das Tempelhofer Feld sei einfach die beste Option, die zweitbeste der Olympiapark am Olympiastadion.

Da ist ja auch durchaus genug Platz. Und der Berliner Winter? „Zwei Grad Wassertemperatur ist für Surfer kein Problem.“ Nur wenn das Becken einfriert, liegt auch die Welle auf Eis.

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