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WEINE des Monats: Durstlöscher mit Substanz

Österreich, das Weinviertel ..

Österreich, das Weinviertel ... Die alte Sache: Immer mehr einst für Weinfreunde uninteressante Ecken der Welt bringen plötzlich ausgezeichnete Weine hervor, was einerseits am Klimawandel, andererseits aber am wissenschaftlich fundierten Wissen der jungen Winzergeneration liegt. Das Weinviertel nördlich Wiens hat sich deshalb vom Lieferanten schwachbrüstiger Schoppen-Veltliner zur Quelle eleganter, erfrischender Spitzenweißweine in zahlreichen Varianten entwickelt. Immer noch gedeiht dort vor allem der Grüne Veltliner, aber auch Sauvignon und Chardonnay sind im Kommen. Und die recht raren Urgesteinsböden sind perfekt für den Riesling, der hier saftig-mineralische Weine eigenen Charakters mit einem typischen Aprikosenduft bringt. All diese Attribute treffen auf den 2012 Riesling Haidweingärten von Leo Maurer in Röschitz zu, der das alte Familienweingut seit zwei Jahren führt und die Erfahrung seines Vaters Alfred mit aktuellem önologischen Wissen ergänzt. Dieser Wein zeigt Muskeln ohne Fett, feine Säure und einen endlosen Abgang – eine gute Alternative zu den meist deutlich anders gestrickten deutschen Rieslingen dieser Qualität.

Die Weine von Bandol, einer kleinen Appellation an der Küste zwischen Marseille und Toulon, waren früher die bekanntesten der ganzen Provence. Nur in dem dort ungewöhnlich milden Meeresklima wächst die sonst eher viel weiter südlich heimische Mourvèdre, die, gut gereift, weiche Rotweine mit voller Kräuterwürze erbringt. Doch die produzierten Mengen sind für den Export meist viel zu gering, und so behalten die Südfranzosen das Geheimnis für sich – und erfrischen sich im Sommer vor allem mit den kräftigen, trockenen Rosés von Bandol. Eingebürgert hat sich allgemein, die recht säurearme Mourvèdre mit Cinsault und Grenache zu verbinden, was dem Wein auch mehr Struktur verleiht. Nach diesem Rezept verfährt auch Jean-Pierre Pieracci, der nach einem Motorradunfall auf den Rollstuhl angewiesen ist – und aus dieser Not eine Tugend machte. Er reduzierte den Ertrag radikal, produziert nun nur noch etwa 5000 Flaschen pro Jahr. Deshalb ist sein 2012 Pieracci Bandol rosé trotz der hell leuchtenden Farbe ein wunderbar intensiver, fruchtig-floraler Wein mit viel Charakter, der als Barbecue-Kumpel weit unter Wert eingesetzt wäre. Aber notfalls geht es natürlich ... Bernd Matthies

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