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Berlin: Weltkulturerbe Mauer heftig umstritten Der Vorschlag erhält in Berlin mehr Ablehnung als Begeisterung

Sie befände sich in prominenter Gesellschaft: mit den Pyramiden von Gizeh, der Akropolis in Athen, dem Tower of London – sie alle zählen zu den insgesamt 582 Weltkulturdenkmälern. Und wenn es nach dem Willen des Cottbuser Professors Leo Schmidt geht, soll auch die Berliner Mauer in die prominente Liste mit aufgenommen werden, nur: Das Lager der Gegner ist groß.

Sie befände sich in prominenter Gesellschaft: mit den Pyramiden von Gizeh, der Akropolis in Athen, dem Tower of London – sie alle zählen zu den insgesamt 582 Weltkulturdenkmälern. Und wenn es nach dem Willen des Cottbuser Professors Leo Schmidt geht, soll auch die Berliner Mauer in die prominente Liste mit aufgenommen werden, nur: Das Lager der Gegner ist groß. „Wir halten von dieser Idee gar nichts“, sagt beispielsweise Petra Rohland, Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung. Es sei zwar wichtig, die Mauerreste als politisches Mahnmal zu erhalten, doch sie dafür in den Rang eines Kulturerbes zu erheben, bestehe „keinerlei Notwendigkeit“.

Auch im Abgeordnetenhaus bekommt der Vorschlag wenig Beifall. „Das ist ja wohl ’ne Nummer zu groß“, sagt Brigitte Lange, kulturpolitische Sprecherin der SPD. Außerdem gebühre der Mauer als Stätte des Grauens kein Platz im Weltkulturerbe. Dass die Mauer die Weltkultur entwerten würde, findet auch Wolfgang Brauer, Kulturexperte der PDS. Zumal „nur noch Rudimente“ der Mauer existierten. Alice Ströver von den Grünen setzt sich seit Jahren dafür ein, die erkennbaren Reste auf dem 43 Kilometer langen ehemaligen Grenzstreifen zu erhalten. Die Idee des Professors bewertet sie allerdings eher skeptisch. „Ich finde die Idee gut“, sagt hingegen Frank Henkel, Geschäftsführer der CDU-Fraktion. Die Aufnahme zum 42. Jahrestag des Mauerbaus wäre ein „erfrischendes Signal“.

Wie berichtet, hat der Archäologe Leo Schmidt im Auftrag der Stadtentwicklungsverwaltung zwei Jahre lang nach Mauerresten gesucht, die unter Denkmalschutz gestellt werden könnten. Die Forscher fanden unter anderem Teile der Hinterlandmauer, Signalzäune, Lampen und zugemauerte Fenster. „Die Berliner Mauer kommt durch ihre Einmaligkeit als Weltkulturgut in Frage“, sagt Schmidt. Sie könne als Monument für den Kalten Krieg stehen. Nach der Definition der Unesco gehören zum Weltkulturerbe Zeugnisse vergangener Kulturen, deren Untergang ein unersetzlicher Verlust für die Menschheit wäre – wie die Museumsinsel und das Schloss Sanssouci. Allerdings zählen auch das Konzentrationslager von Auschwitz und die Ruine in Hiroshima zum Weltkulturgut.

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