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Berlin: Wenn Familie zu nahe kommt

Königin Silvia kämpft gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern

„Jedes Kind hat ein Recht auf Schutz vor sexueller Ausbeutung. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Finden Sie nicht?“ Königin Silvia begann ihre Eröffnungsrede bei der Konferenz zur Prävention von Kindesmissbrauch im Heizkraftwerk Moabit gestern früh mit dieser Frage, auf die es nur eine Antwort geben darf. Anschließend nannte die Gründerin der „World Childhood Foundation“ Zahlen, die aufrütteln sollten: 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen werden jährlich weltweit missbraucht, es zieht sich durch alle Schichten und Nationalitäten. Manche Kulturen tabuisieren dieses Thema. Auch in Deutschland erleben Kinder sexuelle Gewalt, nicht nur durch Fremde, sondern sehr oft durch Familienangehörige. Dagegen kämpft die Stiftung.

Die von der Berliner Fachstelle für Prävention „Strohhalm“ mitorganisierte Konferenz mit internationaler Beteiligung konzentrierte sich auch auf die Tatsache, dass die Gefährdung von Kindern mit Migrationshintergrund bei den meisten Anti-Gewalt-Aktivitäten in den sozialen Brennpunkten übersehen wird. Deshalb sollten Erfahrungen aus mehreren europäischen Ländern ausgetauscht werden, um konkrete Vorbeugemaßnahmen „kultursensibel auszuarbeiten“.

Jugendsenator Klaus Böger dankte der Königin für ihr großes Engagement in dieser Sache und sagte, es wäre gut, wenn sich auch noch mehr Männer in dieses Thema einbrächten. Tabus aufzubrechen sei sehr schwierig, besonders, wenn man mit den Eltern ins Gespräch kommen wolle. Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt lobte den Mut der Königin: „Es ist Ihr Verdienst, dass dieses Tabu allmählich aufgebrochen wird.“

Gegen anfängliche Widerstände hat Königin Silvia die Stiftung vor sieben Jahren gegründet. Inzwischen betreut die „World Childhood Foundation“ 90 Projekte in 15 Ländern und steht mit einer Viertelmillion Kindern in Kontakt. In Berlin fördert sie unter anderem den Mädchennotdienst „Wildwasser“. Wichtige Partner und Sponsoren sind Vattenfall Europe und Daimler Chrysler. Zwischen 2000 und 2004 hat die Stiftung weltweit elf Millionen Dollar bereitgestellt.

„Eine sorglose Kindheit sollte Normalität sein“, sagte die schwedische Königin, bevor sie sich den Einführungsvortrag über die „Migrationssituation in Berlin“ anhörte. Zum Abschied wünschte sie den rund 120 Tagungsteilnehmern, „dass Sie möglichst vielen Kindern helfen können“.

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