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Eröffnungstag. Am 19. Dezember1963 wurde die später sehr begehrte Schule eröffnet.

© imago images/United Archives International

Wiedersehen in Berlin Zehlendorf: Großes Klassentreffen der John-F.-Kennedy-Schule

Viele der ehemaligen John-F.-Kennedy-Schüler kennen Berlin ohne Mauer nicht gar nicht. Beim Wiedersehen der 80er Abiturklassen holen sie vieles nach.

Am Wochenende wird ein Klassentreffen in Berlin 240 ehemalige Schüler der John-F.-Kennedy-Schule in Berlin zusammenführen. Eingeladen sind alle, die in den 1980er Jahren dort ihren Schulabschluss gemacht haben, Abitur oder High School Diplom.

Das Interesse an der Teilnahme übertraf die Erwartungen bei weitem. Zum Schluss musste Organisatorin Marla Mackay auf den knappen Platz bei der Veranstaltung hinweisen.

Durch die Orte, an denen das Treffen stattfindet, ist die Teilnehmerzahl begrenzt und die Bereitschaft, dafür auch sehr weite Reisen auf sich zu nehmen, ist überraschend groß. „Einer von uns wollte eigentlich nur zum Surfen nach Hawaii“, sagt sie. Er sei dort geblieben und habe eine Surf-Schule eröffnet.

Ehemalige reisen auch aus Südafrika an, aus Shanghai, aus anderen europäischen Ländern und, gleich mehrere, aus Kalifornien.

Sprachprüfung mit vier Jahren

Schüler der John-F.-Kennedy-Schule zu sein, war immer schon etwas Besonderes. Im alten West-Berlin war ein Platz so begehrenswert, dass 1988 das Aufnahmeverfahren geändert werden musste.

Nur Kinder, bei denen ein Elternteil aus den USA oder Kanada kam, wurden noch bevorzugt eingeschult. Zuvor hatte es gereicht, wenn ein Kind zweisprachig englisch und deutsch aufgewachsen war. „Ich musste schon mit vier Jahren eine englische Sprachprüfung für die Vorschule ablegen“, sagt Mackay. Das war kein Problem für sie.

Ihr Vater war ein amerikanischer Geschäftsmann und damals verheiratet mit ihrer Mutter, der inzwischen verstorbenen Rallye-Fahrerin Heidi Hetzer. Sie blieb bis zum Abitur 1987 auf der Schule, zog später nach Schleswig-Holstein. Kinder von Pan-Am-Beschäftigten seien oft nur ein paar Jahre geblieben, erinnert sie sich.

Mit dem Oldtimer-Bus in die Schule

Zum School Dance, der Teil des Wiedersehensprogramms ist, soll ein Teil der Schüler mit einem originalen BVG-Bus aus den 1980er Jahren vorfahren – vielleicht eine Inspiration der Mutter, die mit dem Oldtimer um die Welt gefahren ist.

Damals seien sie in amerikanischen Militärbussen zur Schule gefahren. „Viele von uns kennen Berlin ohne Mauer noch gar nicht“, sagt sie.

Hilfreiche Jahrbücher

All die Adressen zusammenzubekommen, sei nicht leicht gewesen, sagt sie am Telefon. Die Jahrbücher, die an amerikanischen Schulen üblich sind, hätten sehr geholfen, auch Geschwister und andere Ehemalige konnten Tipps geben. Kurz vor Weihnachten hätte sie beinahe aufgegeben, aber an den ruhigen Feiertagen fanden die ehemaligen Mitschüler dann doch Gelegenheiten, in alten Papieren zu kramen, Adressen ausfindig zu machen und miteinander in Kontakt zu treten.

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„Es kommen auch etliche Künstler und Schriftsteller.“ Auch der Unternehmer Yoram Roth gehört zu den Ehemaligen, weshalb ein Treffen in seinem historischen Lokal „Clärchens Ballhaus“ stattfinden soll, das sich bis 1989 auf der östlichen Seite der Mauer befand.

Erinnerungen an Liebeleien

Der School Dance „wie früher in der Aula der JFK-Schule“ wird so manche Erinnerung wecken, vielleicht auch an frühe Flirts und Liebeleien. Geplant ist auch ein Brunch im Harnack-Haus, dem ehemaligen US-Offizierscasino, das jetzt wieder das Max-Planck-Institut beherbergt. Die Schule war auch deshalb so beliebt, weil die Schüler Zugang zu Institutionen hatten, die damals hohen Symbolwert für die Freiheit West-Berlins hatten.

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Bekannt war die JFK-Schule auch für viel beachtete exzellente Musical- und Theateraufführungen, die teils öffentlich zugänglich waren.

Zeitlose Abiturrede

Die John-F.-Kennedy-Schule war 1960 als deutsch-amerikanische Einrichtung gegründet worden. Der Tagesspiegel druckte 1983 die Abiturrede des damaligen Tutors Jochen Pfeifer, die heute noch erstaunlich aktuell klingt. Darin heißt es: „1983 Abitur zu machen, das heißt: in einer schwierigen Zeit zu beginnen. Darin liegt aber auch eine Chance. Die Pole eurer neuen Situation heißen Freiheit und Verantwortung.“

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